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Gewerkschaft vida sieht Lehrlings-Bonus für Firmen skeptisch und pocht auf Ausbildungsoffensive

vida-Kumar: „Dürfen Jugendliche ohne Lehrstelle nicht allein lassen und müssen eine Lost Generation verhindern“

Die Regierung verspricht Firmen für jeden Lehrling, der im Zeitraum 16. März bis 31. Oktober 2020 neu eingestellt wird, einen Bonus von 2.000 Euro. „Wir werden sehen, ob diese Maßnahme wirklich greift. Bisher haben Lehrlingsstellenförderungen für Unternehmen nicht automatisch zu mehr Lehrstellen geführt. Insgesamt kann es also nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein“, sagt Sumit Kumar, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft vida, der betont, dass laut Auswertung der Zahlen des Arbeitsmarktservice durch die Arbeiterkammer 23.000 Jugendliche eine Lehrstelle suchen. „In Zeiten von Krisen überlegen es sich Unternehmen, ob sie Lehrlinge aufnehmen. Als Gewerkschaftsjugend gehen wir davon aus, dass in dieser wirtschaftlichen Ausnahmesituation durch Corona die Anzahl der Lehrstellen weiter stark schwinden wird“, so Kumar weiter.

Es braucht betriebsübergreifende Ausbildungsplätze für krisengebeutelte Unternehmen und eine Ausbildungsoffensive in den öffentlichen Unternehmen. „Wir stellen uns einen Topf mit 140 Millionen Euro für 2020 mit Geld aus dem Insolvenz-Entgelt-Fonds sowie Geld vom Bund vor“, sagt Gewerkschafter Kumar. Während es im Februar noch mehr Lehrstellen als Lehrstellensuchende gab, hat sich die Lage im März gedreht. Ein weiteres Detail: Für Österreich wurden 2011 die Kosten für die Arbeitslosigkeit junger Menschen für die gesamte Volkswirtschaft mit rund 3,2 Milliarden Euro berechnet. „Arbeitslose junge Menschen kommen der Republik also sehr teuer. Weitere Schritte der Regierung sind notwendig“, stellt Kumar klar. „Eine Modernisierung- und Digitalisierungsoffensive im Lehrlingsausbildungssektor ist unumgänglich – genauso wie eine Reform des Bestbieterprinzips für staatliche Ausschreibungen mit Augenmerk für das Ausbilden von Lehrlingen.“

Wie schnell junge Menschen zu einem Lehrplatz kommen, wenn alle an einem Strang ziehen, zeige der Fall der 16-jährigen Sami, die sich, wie Kumar schildert, traurig und enttäuscht an die Gewerkschaft vida gewandt hatte. „Sami hat 50 Bewerbungen geschrieben und trotzdem keine Lehrstelle bekommen. Als Draufgabe haben es Unternehmer oft nicht einmal der Rede wert gefunden, ihr auf die Bewerbung zu antworten. Das geht überhaupt nicht. Wir müssen eine Lost Generation verhindern“, so der Gewerkschafter. Nachdem die vida mit dem Schicksal Samis an die Öffentlichkeit gegangen war, wurde die junge Frau von einem Unternehmen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und durfte Probearbeiten. „Und Sami hat die Lehrstelle bekommen und ist überglücklich. Beim Thema Jugendarbeitslosigkeit geht es um Verantwortung. Wir dürfen Jugendliche nicht allein lassen. Junge Menschen, die keinen Job oder keine Ausbildung haben, leiden wesentlich öfter unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Ein Drittel der Selbstmorde in Griechenland in der Wirtschaftskrise 2008 war auf die Perspektivenlosigkeit von Jugendlichen zurückzuführen. In Anbetracht der aktuellen Corona-Krise sollten alle Alarmglocken läuten“, schließt Kumar. 

 

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