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„Weiterverhandeln, sonst Betriebsversammlungen“

Festhalten an "500 Euro mehr für alle". Vorsorgliche Streikfreigabe beantragt.

Rund 450 BetriebsrätInnen aus der Eisenbahnbranche haben am Montag, 10. Oktober 2022, bei einer Versammlung in Wien über die Forderungen der Gewerkschaft vida im Rahmen der vorgezogenen Sonder-KV-Verhandlungen für die 50.000 Beschäftigten in der Eisenbahnbranche abgestimmt. Dabei wurden einstimmig Beschlüsse gefasst, dass das KV-Verhandlungsteam der Gewerkschaft auf seinen bisherigen Forderungen – u.a. 500 Euro brutto monatlich mehr auf alle KV- und Ist-Löhne aufgrund der explodierenden Teuerung – festhalten und einen weiteren Verhandlungstermin mit dem Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) bis spätestens 21. Oktober 2022 wahrnehmen soll. Für den Fall, dass ein Verhandlungstermin bzw. ein Verhandlungsergebnis innerhalb dieser Frist nicht zustande kommen sollte, hat die BetriebsrätInnenversammlung beschlossen, dass ab 25. Oktober 2022 Betriebsversammlungen zur Information der Beschäftigten in der Eisenbahnbranche abgehalten werden. Die BetriebsrätInnen haben darüber hinaus auch das Präsidium der Gewerkschaft vida ersucht, beim ÖGB umgehend eine vorsorgliche Streikfreigabe zu erwirken.

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(c) Thomas Lehmann

Rettungsschirm für Eisenbahnbeschäftigte

„Es darf keine Sekunde verloren werden: Aufgrund der enorm hohen Inflation brauchen die Beschäftigten so schnell wie möglich einen sozialpartnerschaftlichen Rettungsschirm, damit sie ihre laufenden Rechnungen weiter begleichen können und nicht in der Schulden- und Armutsfalle landen“

Roman Hebenstreit, vida-Vorsitzender

So begründet vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit bei einem Statement nach der BetriebsrätInnenversammlung die Lohnforderungen. Es gelte Reallohnverlust zu vermeiden. Nur gute Lohnabschlüsse garantieren nachhaltig den Erhalt der Kaufkraft, Einmalzahlungen und Gutscheine der Regierung tun das jedenfalls nicht, so Hebenstreit. Dies würden auch die Prognosen von WIFO und IHS bestätigen. Beide Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten Reallohnverluste sowohl im Jahr 2022 als auch 2023. IHS und WIFO würden daher von hohen Lohnabschlüssen ausgehen, denn der Konsum soll das Wachstum stützen, erläutert Hebenstreit.

(c) Hubert Kantringer

Teuerungsausgleich gefordert

Grundlage für die vida-Forderung in Höhe von 500 Euro sei die Analyse der Preissteigerungen in lebensnotwendigen Ausgabenbereichen im Vergleichszeitraum Juli 2021 bis Juli 2022, erläutert Günter Blumthaler, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn und Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams.

„Übersteigt die durchschnittliche Inflation seit dem letzten KV-Abschluss unsere 500-Euro-Forderung, so fordern wir einen entsprechend höheren Betrag, der je nach Abschlussmonat festzulegen ist.“

Günter Blumthaler, Vorsitzender vida-Fachbereich Eisenbahn und
Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams

Gerade untere Einkommen würden mit einem festgelegten Fixbetrag für alle stärker erhöht werden und so einen „echten und nachhaltigen Teuerungsausgleich“ bekommen. „Das ist auch notwendig, denn der wahre Preisschock wird alle erst 2023 treffen, wenn die erhöhten laufenden Rechnungen für Strom, Gas, Versicherungen, Kredite und Mieten eintreffen“, bekräftigt der vida-Gewerkschafter.

Personalmangel entgegenwirken

„Zusätzlich zur Rekordteuerung macht unseren Kolleginnen und Kollegen aber auch der Personalnotstand bei den Bahnen zu schaffen. Aufgrund teils enormer Belastungen und Anforderungen im Beruf, kündigen viele Beschäftigte sogar oft nach langjähriger Zugehörigkeit zur Eisenbahnbranche – vor wenigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen“, warnt Olivia Janisch, stv. vida-Vorsitzende und Mitglied des vida-KV-Verhandlungsteams.

„Wir brauchen daher attraktivere Arbeitsbedingungen und Löhne, sonst wird sich diese Situation bei den Bahnen durch weiter zunehmenden Personal- und Fachkräftemangel noch verschärfen.“

Olivia Janisch, stv. vida-Vorsitzende
und Mitglied des vida-KV-Verhandlungsteams

Zusätzliche Herausforderungen im Arbeitsalltag der EisenbahnerInnen bringen das Klimaticket und die Treibstoffverteuerung mit sich, denn die Züge füllten und überfüllten sich immer mehr. Das sei kein reines ÖBB-Phänomen. Die Belegschaften kommen dadurch in fast allen Bahnen immer mehr unter Druck. Bestandspersonal sei durch Über- und Mehrstunden belastet und gleichzeitig könnten Urlaube oder Zeitguthaben nicht mehr verbraucht werden, sieht Janisch dringende Handlungsbedarf.

Die vida KV-Forderungen:

  • 500 Euro monatlich mehr auf alle KV- und Ist-Löhne
  • übersteigt die durchschnittliche Inflation seit dem letzten KV-Abschluss (November 2021) diese 500 Euro, so kommt der höhere Betrag zur Auszahlung (Berechnung je nach Abschlussmonat)
  • Erhöhung der valorisierbaren Nebenbezüge in Höhe der durchschnittlichen Inflation (Berechnung je nach Abschlussmonat)
  • 250 Euro monatlich mehr auf die Lehrlingseinkommen

Stärke uns den Rücken

Gerade in Zeiten wie diesen gilt es gemeinsam für einen starken Lohnabschluss zu kämpfen. Klar ist, dass es sich 2022 um keine normale Lohnrunde handeln wird und wir einen Abschluss brauchen werden, der ein starkes Fundament bildet. Dieses Fundament muss den schweren Aufgaben, welche auf den gesamten Sektor zukommen werden, Stand halten. Bereits heute ist klar, dass wir 2022 vielerorts einen Preisschock erleben werden – sei es bei Krediten, Versicherungen aber vor allem bei den lebensnotwendigen Gütern. Sicher ist, je stärker wir als deine Arbeitnehmervertretung sind, desto mehr können wir für dich bei den Verhandlungen rausholen. Auch du kannst mithelfen! 

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