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Faire Arbeitsbedingungen, bitte!

Studie bestätigt: Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gastgewerbe sind stark verbesserungswürdig!

Eine aktuelle Studie über die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie und Hotellerie verdirbt einem den Appetit: Einkommen im Branchenvergleich an letzter Stelle, häufig schlechtes Arbeitsklima, Überstunden werden nicht oder nicht vollständig bezahlt, falsche oder verspätete Anmeldung bei der Sozialversicherung, oft Arbeitszeiten am Abend, in der Nacht oder am Wochenende. „Angesichts solcher Umstände wundert es mich nicht, dass vor allem das Gastgewerbe klagt, keine Beschäftigten zu finden“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl bei der Präsentation der Forba-Studie mit der Gewerkschaft vida bei einer Pressekonferenz in der AK Wien

„Die Studie zeigt klar, was unsere Mitglieder seit Jahren beklagen: Bessere Bezahlung und attraktivere Arbeitsbedingungen sind unerlässlich. Trotz unserer Bemühungen bleiben Gespräche mit den Arbeitgebern ohne Erfolg. Kein Wunder, dass die Branche über Personalmangel klagt. Der Hauptgrund? Mangelndes Problembewusstsein und fehlender Mut zu Veränderungen bei gewissen Wirtschaftskammer-Funktionär:innen.“

Roman Hebenstreit, Vorsitzender Gewerkschaft vida

Dingrend neue Branchen-Rezepte gefragt

Die Situation im Hotel- und Gastgewerbe ist schwierig. Die Branche war von der Corona-Pandemie wie nur wenige andere betroffen: Obwohl die Unternehmen mit zahlreichen Förderungen unterstützt wurden, sorgten Schließzeiten, Kurzarbeit und diverse Auflagen bei den Beschäftigten für große Unsicherheit. Viele Arbeitnehmer:innen haben deshalb den Sektor temporär oder dauerhaft verlassen. „Die Branche ist nun schrittweise wieder zu einem Normalbetrieb zurückgekehrt, weshalb auch der Arbeitskräftemangel wieder virulent geworden ist“, so Forba-Studienautor Georg Adam. In der vorliegenden Studie werden die zentralen Probleme der Branche aufgezeigt, um Möglichkeiten für dringend notwendige Verbesserungen aufzuzeigen.

ACHTUNG: Die Studienergebnisse findest du im Downloadbereich.

Gute und mutige Betriebe zeigen's vor

Allerdings geht es auch anders. „Es gibt sehr wohl auch positive Beispiele wie das Parkhotel Brunauer und das Hirschwang Parkhotel, die beide eine 4-Tage-Woche eingeführt und die Wochenarbeitszeit auf 36 Stunden gesenkt haben – mit der Konsequenz von zufriedenen und hochmotivierten Beschäftigten. Auch der Zukunfts-KV, den die Gewerkschaft vida mit den JUFA Hotels abgeschlossen hat, ist ein wichtiges Signal an die Branche. Dieser KV beinhaltet viele Vorteile für die Beschäftigten wie die schnellere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche, ein fixes freies Wochenende und einen Zuschlag für Sonntagsarbeit. Es ist zu hoffen, dass viele Betriebe aus der Hotellerie und Gastronomie diesem guten Beispiel folgen werden, denn die Zukunft im Hotel- und Gastgewerbe gehört den Mutigen“, sagt vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit.

Unsere Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen in der Hotellerie und Gastronomie:

  • Anhebung des Urlaubsanspruchs: Ab dem 6. Dienstjahr bekommt der/die Beschäftigte alle drei Jahre einen zusätzlichen Urlaubstag. Nach 15 Jahren soll damit die volle 6. Urlaubswoche erreicht sein.
  • Planbarkeit: Es braucht wirksame Sanktionen, wenn die 14 Tage-Frist bei der Vorankündigung der Dienstpläne nicht eingehalten wird.
  • Garantierte Freizeit: Die Beschäftigten sollen ein garantiertes freies Wochenende pro Monat erhalten.
  • Strenge bei Lohn- und Sozialdumping: Mit dem Aufweichen des Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz ist Lohn- und Sozialdumping für Arbeitgeber leichter und billiger geworden. Die gesetzlichen Regelungen müssen wieder verschärft werden.
  • Der Mehrarbeitszuschlag im Arbeitszeitgesetz soll auf 50 Prozent erhöht werden – dieser Zuschlag soll auch dann gelten, wenn Mehrstunden in Form von Zeitausgleich abgegolten werden. Der dreimonatige Zeitraum, in dem Mehrarbeit zuschlagsfrei in Zeit abgegolten werden kann und der weder praktikabel noch kontrollierbar ist, soll aus dem Gesetz gestrichen werden.
  • Sanktion bei Nichtausstellung eines Dienstzettels: Der Dienstzettel ist eine wichtige Informationsquelle für Arbeitnehmer:innen. Im Gastgewerbe wird aber häufig kein Dienstzettel ausgestellt – nach jetziger Rechtslage hat das keine Folgen für den Arbeitgeber. In Zukunft soll es daher Sanktionen geben, wenn kein Dienstzettel ausgestellt wird.
  • 2018 erfolgten Änderungen im Arbeitszeitgesetz und Arbeitsruhegesetz: Im Gast-, Schank- und Beherbergungsgewerbe ist es dadurch viel leichter geworden, die tägliche Ruhezeit von 12 Stunden auf 8 Stunden zu verkürzen. Diese Regelung muss zurückgenommen und unter Einbindung der Arbeitnehmer:innenvertretung neu gestaltet werden.


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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz