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„Von 1.200 Euro netto kann man keine Familie ernähren!“

Tourismus: vida kritisiert schärfere Zumutbarkeitsbestimmungen.

„Wenn Mario Pulker feststellt, dass Arbeitssuchende im Tourismus einfach nicht mehr diesen großen Willen haben, sich wieder in den normalen Arbeitsalltag eingliedern zu wollen‘, dann könnte man meinen, er kennt die Arbeitsbedingungen in der Branche nicht. Pulker hat sich wieder einmal selbst überführt“, kommentiert Berend Tusch, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Tourismus, die wiederholten Ausführungen des Spartensprechers der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Von vida-Gewerkschafter Tusch kommt dementsprechend ein deutliches Nein zu schärferen Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose in der Tourismusbranche. Er weist diesbezüglich auf die Verantwortung der Betriebe gegenüber ihren MitarbeiterInnen hin. 

Wiedereinstellungszusagen jetzt einhalten!

„Wo ist hier die Loyalität der Arbeitgeber gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gewesen“, fragt Berend Tusch. Noch vor Wochen haben sich die Vertreter der Wirtschaftskammer darüber gefreut, dass die Wiedereinstellungszusagen verlängert werden, „jetzt müssen die Betriebe ihre Zusagen auch einhalten“, so der Gewerkschafter, der auf das Arbeitsmarktservice verweist, das seinen Auftrag, arbeitslose Personen in Beschäftigung zu bringen, auch wahrnimmt.

Elfenbeinturm WKÖ: Fernab der Lebensrealität

  „Unsere Recherchen haben ergeben, dass sich beispielsweise in der Region um die Seethalerhütte im Bundesland Steiermark für Köche ein Netto-Lohn von gerade einmal 1.200 Euro ausgeht, abgesehen davon, dass es sich bei einem Großteil der offenen Stellen beim AMS um Saisonarbeit handelt“, sagt vida-Gewerkschafter Tusch und betont, dass sich Leistung lohnen muss. „Schwere Tag-, Nacht- und Wochenenddienste müssen sich auszahlen“, so Tusch. Drei-Zimmer-Wohnungen im benachbarten Salzburg würden bei der Bezahlung aber mehr als zwei Drittel des Lohnes ausmachen. „Die Vorstellungen der Wirtschaftskammer sind fern jeder Lebensrealität. Das passt aber zu ihr, denn die Vertreter der WKÖ haben keine Ahnung von den Sorgen und Nöten der hart arbeitenden Beschäftigten.

„Wer Vollzeit arbeitet, muss auch eine Familie ernähren können. Mit gerade einmal 1.200 Euro netto ist das aber unmöglich!“

Berend Tusch, Vorsitzender vida-Fachbereich Tourismus 

Es ist völlig klar, dass man unter solchen Arbeitsbedingungen keine oder nur sehr schwer Leute findet. Deswegen setzt die ÖVP-dominierte Wirtschaftskammer nun offenbar auf Zwangsarbeit. Es gilt, die Menschen davor zu schützen, denn Zwang wird nicht die Probleme des für Österreichs Wirtschaft so wichtigen Sektors lösen“, ist der Fachbereichsvorsitzende überzeugt und fordert, dass Unternehmen, die nur Mindestlöhne bezahlen, vom AMS gesperrt werden. Es werde nicht reichen, auf Bewährtes zu setzen, denn das Bewährte habe lange vor der Krise zur schwierigen Personalsituation geführt, die die WKÖ bemängelt. „In der Privatwirtschaft gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage“, so Tusch und schließt: „Leidet die Tourismusbranche unter einem Nachfrageproblem, muss sie endlich bereit sein, das Angebot zu erhöhen!“

Gemeinsam stark! 

Gerade in der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Solidarität sind. Seite an Seite mit unseren Mitgliedern und  BetriebsrätInnen kämpfen wir als Gewerkschaft vida für Gerechtigkeit und ein gutes Leben für alle! Gemeinsam sind wir noch stärker: Hilf auch du mit und tritt jetzt der vida bei: >>> MITGLIED WERDEN / MITGLIED WERBEN

 

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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz