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Jobzufriedenheit steigt

Branche am richtigen Weg, Freudentänze wären aber verfrüht.

„Wer einen guten Ausblick haben möchte, muss nach oben. Wertschätzung und Arbeiten auf Augenhöhe sind entscheidend für eine gut funktionierende Arbeitswelt und diese beiden Faktoren bestimmen auch täglich die Zufriedenheit unter den ArbeitnehmerInnen", so kommentiert Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus, den aktuellen Arbeitsklima Index-Tourismus (AI) 2017. Die Daten der Sonderauswertung wurden jetzt im Rahmen einer Podiumsdiskussion von der Gewerkschaft vida, AK Wien und IFES präsentiert.

Höhere Einkommen steigern Zufriedenheit

„Ganz oben sind wir noch nicht, aber die Richtung stimmt. Auf dem Weg an die Spitze sind noch einige Hürden und Stolpersteine“, so der vida-Gewerkschafter. Die Marschrichtung stimme jedenfalls: „Nach einer zehnjährigen Aufholjagd ist der Tourismus, was die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen betrifft, endlich da angekommen, wo alle anderen Branchen sind. Gehen die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer diesen Weg weiter, wird der Tourismus in der Kategorie Attraktivität bald nicht mehr zu den Schlusslichtern zählen!“ Besonders ins Auge fällt, dass sich die allgemeine Zufriedenheit unter den ArbeitnehmerInnen im Tourismus gegenüber der letzten Erhebung 2014 signifikant gesteigert hat. Ebenso positiv wird die Einkommensentwicklung wahrgenommen, betont Tusch: „Die Löhne und Gehälter sind kräftig gestiegen und das spüren die Menschen. Waren es 2014 noch 1.320 Euro, so erreichen wir im kommenden Mai 1.500 Euro – ein Anstieg von 13,6 Prozent! Die Menschen merken, dass sich ihre Arbeit auch finanziell lohnt.“

Gekommen, um zu bleiben

Im Vergleich zu 2014 verspüren die Menschen zudem eine deutlich höhere Arbeitsplatzsicherheit. Das liegt einerseits an den verbesserten Karrieremöglichkeiten und den Aufstiegschancen, aber auch an der Zufriedenheit der Beschäftigten mit den Weiterbildungsangeboten. Deutlich gesunken ist bei vielen ArbeitnehmerInnen auch der Wunsch, sich zu verändern bzw. in ein anderes Unternehmen zu wechseln. „Besonders positiv ist zudem, dass die Fluchttendenz gebremst ist. Die Menschen im Tourismus sehen wieder verstärkt ihre berufliche Zukunft in dieser Branche und sind bereit, diese Reise weiterzumachen und nicht alles hinzuschmeißen“, sagt Tusch.

Dienstplansicherheit ausbauen

Auf dieser Reise haben die Beschäftigten aber weiter mit hohen physischen Belastungen und Stress zu tun. Die Werte in diesen Bereichen sind im aktuellen Arbeitsklima Index unverändert hoch. „Das ist alarmierend, wenn auch leider nicht überraschend. Wir wissen, dass viele Beschäftigte unter der Dienstplanunsicherheit leiden. Viele wissen heute nicht, ob und wie sie morgen Dienst haben. Aber nicht nur das macht ein familienfreundliches Arbeitsleben nahezu unmöglich, auch viel zu kurze Ruhezeiten wirken für viele abschreckend!“, so der vida-Gewerkschafter.

„So verweist etwa im aktuellen Arbeitsklima Index knapp ein Drittel der Tourismusbeschäftigten auf unregelmäßige Arbeitszeiten wie z.B. Arbeit auf Abruf, abgesehen von einem weiteren Fünftel mit „regelmäßiger" Schicht- oder Turnusarbeit. Entsprechend unterdurchschnittlich im Gesamtvergleich sind auch die Zufriedenheitswerte mit den Arbeitszeitregelungen sowie mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben“, erläutert IFES-Experte Georg Michenthaler.

Es müsse auch im Tourismus möglich sein, ein Mindestmaß an Planbarkeit und Verbindlichkeit sicher zu stellen, betont Tusch. Vor allem bei der Aufstockung des Personals ortet er extremen Aufholbedarf: „Im Vergleich zu allen anderen Branchen liegt der Tourismus in den Bereichen Zeiteinteilung, allgemeine Berufszufriedenheit und Karrierechancen noch weit zurück. Das sind die Herausforderungen in den kommenden Jahren, damit auch noch die nächsten Generationen das Hotel- und Gastgewerbe als Zukunftsbranche sehen!“

Wichtiges Instrument für KV-Verhandlungen

„Die Ergebnisse des Arbeitsklima Index fließen selbstverständlich auch in die kommenden KV-Verhandlungen ein“, unterstreicht Tusch. Um die Arbeitsbedingungen noch weiter zu verbessern, „muss sich endlich auch im Rahmenrecht etwas tun. Außer Frage steht für Tusch, dass auch im Tourismus „freie Wochenenden einen verankerten Platz im KV haben müssen und kein Geschenk der Arbeitgeber sind.“

AI bildet Veränderungen in der Arbeitswelt ab

Abschließend bedankt sich Tusch bei der Arbeiterkammer Oberösterreich und dem IFES Institut: „Seit mittlerweile 20 Jahren liefert die AK OÖ verlässliche Aussagen zur Befindlichkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zum bereits 13. Mal gibt es eine Sonderauswertung für den Bereich Tourismus. Mit diesem fundierten Stimmungsbild über die Branche und den Arbeitsalltag wissen wir ganz genau, wo die Beschäftigten der Schuh drückt.“


 

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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz