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Imagekorrektur dringend notwendig

Ergebnisse unserer Tourismus-Umfrage liegen vor.

Erstmals hat die Gewerkschaft vida unter dem Titel „Wie geht es Ihnen?“ eine große Umfrage unter den Beschäftigten im Tourismus durchgeführt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. 763 KollegInnen aus ganz Österreich haben mitgemacht. Wir freuen uns über dieses tolle Ergebnis, da es uns einmal mehr beweist, wie wichtig es den Beschäftigten ist, gehört zu werden und die Möglichkeit zu haben, aktiv mitzugestalten.

Die meisten TeilnehmerInnen der Befragung arbeiten in den Bereichen Hotellerie und Gastronomie, gefolgt von Kur- und Reha-Einrichtungen bzw. Kaffeehäusern und Systemgastronomie. Der überwiegende Teil arbeitet entweder im Service oder in der Küche. Ausgewertet nach Bundesländern hat es den meisten Rücklauf aus Wien, Niederösterreich und Oberösterreich gegeben. Die Hälfte der TeilnehmerInnen ist zwischen 20 und 39 Jahre alt. 47 Prozent sind weiblich, 53 männlich. Der Großteil der Beschäftigten ist seit fünf bis zehn Jahren in ihrem Beruf tätig. Neun von zehn arbeiten Vollzeit.

Arbeiten am Wochenende

Ein besonderes Anliegen sind den Beschäftigten arbeitsfreie Wochenenden. 85 Prozent sagen, dass es ihnen wichtig ist, mindestens einen Sonntag oder Samstag im Monat frei zu haben. Ein Wunsch der bei 25 Prozent der Befragten nicht in Erfüllung geht – sie geben an, jeden Sonntag arbeiten zu müssen. „Wo Sonntagsarbeit notwendig ist, müssen die Betroffenen aus Sicht der Gewerkschaft ausreichend freie Wochenenden als Ausgleich haben, damit etwa ihre sozialen Bindungen nicht verloren gehen“, so der Vorsitzende des vida-Fachbereichs Tourismus Berend Tusch.

Freizeit-Planbarkeit lässt zu wünschen übrig

Sieben von zehn Beschäftigten sind mit ihren Dienstplänen „sehr“ bzw. „eher“ zufrieden. Die überwiegende Mehrheit gibt zudem an, dass ihre Wünsche bei der Dienstplanerstellung berücksichtigt werden. Woran es eindeutig hapert, ist die Dienstplansicherheit. Die erstellten Pläne werden kaum eingehalten: Laut den TeilnehmerInnen der Umfrage werden acht von zehn Dienstplänen nach der Bekanntgabe verändert. Für fast die Hälfte aller Beschäftigten bedeuten diese Änderungen Mehrarbeit: Sie müssen zwei oder mehr Dienste zusätzlich machen. Nur 31 Prozent sagen, dass sie keine zusätzlichen Dienste zum regulären Betrieb machen müssen.

Freizeit oder Geld für Mehr- oder Überstunden?

Die Hälfte aller ArbeitnehmerInnen bekommt laut Umfrage derzeit Mehr- oder Überstunden in Freizeit abgegolten. Nur 17 Prozent sehen dafür mehr Geld. Ein Umstand den viele ändern würden: 33 Prozent (also fast doppelt so viele) wünschen sich, ihre Mehrarbeit bezahlt zu bekommen. Das beweist eindeutig, dass viele aktuelle betriebliche Regelungen an den Wünschen der ArbeitnehmerInnen vorbeigehen.

Vereinbarkeit zwischen Job und Familie muss erhöht werden

Sechs von zehn Befragten können ihr Privat- und Familienleben nach eigenen Angaben gut mit ihrem Beruf vereinbaren. Das heißt aber auch, dass es vier von zehn schlecht bzw. nicht können. „Hier schrillen bei uns die Alarmglocken und das beweist, dass das Hotel- und Gastgewerbe nach wie vor eher familienfeindlich ist. Wenn die Arbeitgeber nicht bessere Bedingungen schaffen, wird der Tourismus weiter nicht nur ein schweres Imageproblem haben, sondern auch eine Fluchtbranche bleiben. So geht auch wertvolles Know-how verloren“, ist Andreas Gollner, vida-Fachsekretär für den Bereich Tourismus überzeugt.  Als belastende Dienstformen sieht fast die Hälfte aller Beschäftigten eindeutig ‚geteilte Dienste‘, dahinter folgen ‚Wochenenddienste‘ und ‚Nachtarbeit‘. 

Nachtruhe

Um die Attraktivität der Jobs im Tourismus zu heben, ist auch ein Kurswechsel in der Frage der Ruhezeiten erforderlich. Wo viel gearbeitet wird, muss auch ausreichend Zeit für Erholung und Entspannung sein. Oft ist leider das Gegenteil der Fall. 40 Prozent der Beschäftigten geben an, dass sie zwischen ihren Diensten weniger als elf Stunden Ruhezeit haben, zum Zeitpunkt der Umfrage ein klarer Verstoß gegen das Gesetz. „Die geänderte Ruhezeiten-Regelung für Saisonbetriebe war daher die richtige Entscheidung. Jetzt geht es darum, dass diese neue Regelung und die vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen eingehalten werden“, so Tusch.

Wie dringend das Hotel- und Gastgewerbe sein Image aufpolieren muss, beweist die letzte Frage des Fragebogens – demnach würden nur mehr 52 Prozent ihren Beruf zu den derzeit vorliegenden Arbeitsbedingungen wieder wählen. „48 Prozent hängen also nicht an ihrem Job und würden ihn nicht mehr ergreifen. Traumjobs sehen wohl anders aus. Hier sind dringend neue Wege gefragt, damit die Branche die top motivierten MitarbeiterInnen bekommt, die sie braucht. Es ist erfreulich, dass dies mittlerweile auch die Arbeitgeber erkannt haben, wie die kürzlich gestartete Imagekampagne zeigt. Allerdings: Nur Sprüche auf Bierdeckel drucken, wird aber bei weitem nicht ausreichen, um wieder mehr Menschen für die Branche zu begeistern. Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten müssen endlich spürbar besser werden“, so die beiden Gewerkschafter.  

 Gäste schätzen persönlichen Kontakt

„Auf eines müssen wir in Österreich besonders achten: Unsere ‚Willkommenskultur‘ darf uns nicht abhandenkommen. Wir wissen, dass vor allem Gäste aus dem Ausland es sehr schätzen, wie gut und aufmerksam sie bei uns bedient werden. Der persönliche Kontakt mit den Gästen macht jedes Unternehmen im Gastrobereich zu etwas ganz besonderem. Gerade in dieser Zeit der fortschreitenden Digitalisierung sind viele froh, wenn sie mit einem Lächeln bedient werden und echte Menschen sich um sie kümmern. Das ist die Stärke unserer Branche und macht ihren Erfolg aus. Dafür brauchen wir bestens ausgebildete und motivierte Beschäftigte. Faire Rahmenbedingungen und gerechte Entlohnung sind der Schlüssel, um die Tourismusbranche für Arbeitskräfte künftig noch attraktiver zu gestalten“, ist Tusch überzeugt.
 

 

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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz