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Tourismuskasse als Rettungsanker

vida legt Lösungsvorschlag für Hotellerie und Gastronomie vor.
„Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass die Kosten für die Urlaubsansprüche der Beschäftigten in Kurzarbeit eine finanzielle Herausforderung für die Arbeitgeber im Tourismus darstellen“, sagt Roman Hebenstreit, vida-Vorsitzender. Hoteliers klagten im >>Ö1-„Morgenjournal“ am Freitag, den 26. Februar, über die große finanzielle Belastung durch angesammelte Urlaubstage und die Kosten für Urlaubsrückstellungen.

Tourismuskasse ist Gebot der Stunde
 
Vor diesem Hintergrund wendet sich der vida-Vorsitzende nun mit einem offenen Brief an Tourismusministerin Köstinger, Arbeitsminister Kocher und die TourismussprecherInnen aller Parlamentsparteien. „Wir beobachten die krisenbedingten Entwicklungen im Tourismus sehr intensiv und haben daher das zukunftsweisende Modell einer Tourismuskasse entwickelt, das als Rettungsanker und Branchenturbo für die Betriebe und Beschäftigten dienen soll“, sagt Roman Hebenstreit. 

„Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, über die Einführung einer solchen Tourismuskasse Gespräche zu führen, um mit einer Umsetzung Zehntausende Arbeitsplätze und Tausende Betriebe nachhaltig abzusichern!“

Roman Hebenstreit, vida Vorsitzender

Eine solche Urlaubs- und Abfertigungskasse - als Vorbild dient das Erfolgsmodell der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse - würde nicht nur für die ArbeitgeberInnen, sondern auch für die ArbeitnehmerInnen viele Vorteile bringen. So würden u.a. Betriebe sofort von derzeit offenen Urlaubsansprüchen entlastet und Ansprüche von Beschäftigten unabhängig von einem konkreten Arbeitgeber gesichert werden.
 
 
Nachfolgend der offene Brief im Wortlaut:
 
„Sehr geehrte Damen und Herren!
 
Aus den Branchen Hotellerie und Gastronomie erreichen uns krisenbedingt immer mehr Rufe nach einer Unterstützung für die anfallenden Urlaubstage, die in den Betrieben während der Kurzarbeit entstanden sind.
 
Als Gewerkschaft vida beobachten wir diese Entwicklung schon länger mit Sorge und haben als Lösung gemeinsam mit maßgebenden Stakeholdern das Konzept der ‚Tourismuskasse‘ entwickelt.
 
Die Idee an sich ist nicht neu, sie orientiert sich am erfolgreichen Modell der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK). Ein ähnliches Modell würde für ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen der Tourismusbranche viele Vorteile bieten und dabei helfen, die Branche nachhaltig zu stabilisieren.

Die dringend notwendige Unterstützung für die Branche erfordert es aus unserer Sicht, rasch zu handeln und Gespräche über die Einführung einer Tourismuskasse aufzunehmen.
 
Wer schnell hilft, hilft doppelt. Mit einer Transferierung der offenen Urlaubsansprüche aus den Betrieben und der zwischenzeitigen Abdeckung dieser durch die öffentliche Hand würden die Betriebe umgehend und nachhaltig eine finanzielle Entlastung erfahren und alle Urlaubsansprüche für die ArbeitnehmerInnen würden in der Tourismuskasse sichergestellt.
 
Gleichzeitig würden für die Branche dauerhaft eine Vielzahl an Vorteilen aus einer Tourismuskasse generiert werden:
  • Sofortige Entlastung der Betriebe von derzeit offenen Urlaubsansprüchen
  • Kalkulierbarere und vorhersehbare monatliche Arbeitsstundenbelastungen
  • Keine permanenten Rückstellungen wären mehr notwendig
  • Urlaubsansprüche könnten unabhängig des Urlaubsausmaßes gestaltet  werden
  • Saisonverlängerungsmodelle werden möglich
  • Schaffung eines dritten Bildungsortes in der Ausbildung
  • Gleiche Wettbewerbsbedingungen ohne Austragen des Wettbewerbs über niedrigere Sozialstandards
  • Stärkung des Images der Branche und damit Erhöhung der Attraktivität für zusätzliche Arbeitskräfte
Ein ausgewogenes Modell bietet selbstverständlich nicht nur Vorteile für eine Seite, auch für ArbeitnehmerInnen bringt die Tourismuskasse Vorteile:
  • Sicherung der Ansprüche auch bei mehrfachem Arbeitgeberwechsel durch die Mitnahme von Ansprüchen in ein neues Arbeitsverhältnis bzw. in einen neuen Betrieb
  • Mögliche Überbrückung beschäftigungsloser Zeiten durch Saisonübergang
  • Regelmäßige Information über persönliche Ansprüche und wichtige Daten durch überbetriebliche Einrichtungen
  • Anhebung der Sozialstandards in der Branche
Gerne würden wir Ihnen das zukunftsweisende Modell einer Tourismuskasse als Rettungsanker und Branchenturbo für die Betriebe und ArbeitnehmerInnen in Hotellerie und Gastronomie näherbringen und ersuchen Sie diesbezüglich ehestmöglich um einen Termin.“
 
 
 
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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz