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Verantwortungsvolle als Sieger

Nach Kalkulation Verantwortung übernommen.

Berndt Querfeld, Chef von zehn Wiener Traditionscafes, hat 350 Arbeitnehmer in die Corona-Kurzarbeit gebracht. Soziale Verantwortung und der Gedanke an die Zukunft bewegten ihn zu diesem Schritt.

Du hast alle deine 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Corona-Kurzarbeit geschickt. Wie wurde das aufgenommen?

Berndt Querfeld: „Sehr gut wurde das aufgenommen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben gemerkt, dass wir Verantwortung übernehmen. Das ist aber auch unser Credo. Wir sind als Familienunternehmen gewachsen, aber auch die Beschäftigten sind mit uns gewachsen. Das muss man sich immer vor Augen halten. Wir haben Leute, die seit 35 Jahren mit dabei sind.“

Das heißt, Kündigungen waren für dich kein Thema?

Berndt Querfeld: „Ich bin da ganz ehrlich. Wir haben uns natürlich zunächst einmal zusammengesetzt und beraten. Das ist klarerweise ein Rechnen. Es geht da ja auch um den wirtschaftlichen Fortbestand. Wie bereits erwähnt, geht es uns aber um Verantwortung. Wir haben auch darüber nachgedacht, vielleicht nur einen Teil der Belegschaft in die Kurzarbeit zu schicken. Nach einem Gespräch mit vida-Gewerkschafter Andreas Gollner war aber gleich klar, dass wir das nicht machen werden. Keiner ist mehr oder weniger wert.“

Warum musste gerechnet werden?

Berndt Querfeld: „Naja, weil für den ersten Moment eine gewaltige Summe an Zahlungen notwendig ist, ohne einen Cent Umsatz zu machen. Das ist eine Belastung, die erst nach einem Monat, wenn es schnell geht, zurückkommt. Aber wir haben uns gemeinsam mit der Bank zu diesem Schritt entschieden und ziehen das durch.“

Du nimmst deine Verantwortung also ernst?

Berndt Querfeld: „Das ist überhaupt keine Frage. Nicht alles was der Euro hergibt, hat mit sozialer Verantwortung zu tun. Wir werden das gemeinsam durchstehen. Und es wird ja auch eine Zeit nach der Krise geben. Und da werden wir wieder die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen.“

Wie fühlst du dich selbst?

Berndt Querfeld: „Ich fühle mich gut, wir sind gesund. Wir haben auch im Unternehmen keinen Fall von Corona-Virus. Das ist ganz wichtig.“

Wie lange denkst du, wird diese Krise dauern? Wie wird sie auf die Branche wirken?

Berndt Querfeld: „Das ist ganz schwer zu sagen. Am Ende geht es um unternehmerisches Denken, und das heißt nicht, sparen wo möglich. Ich bin davon überzeugt, dass am Ende jene gewinnen, die verantwortungsvoll entscheiden.“

 

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Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz