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Mangelberufsliste

Schnellschüsse lösen langfristig keine Probleme.

Enttäuscht über die Ankündigung der Bundesregierung über die Veränderung der Mangelberufsliste zeigt sich Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida. „Es zeigt sich wieder einmal, dass die Bundesregierung Ankündigungspolitik betreibt, ohne die Betroffenen miteinzubinden. Zudem haben wir erneut den Fall, dass sich die Wirtschaft im Tourismus etwas wünscht und die Regierung in vorauseilendem Gehorsam wieder nach dieser Pfeife tanzt. Welche Konsequenzen das für die Beschäftigten hat, hat sich wieder niemand überlegt“, so Tusch.

Löhne rauf, dann klappt’s auch mit den Beschäftigten

„Wenn wir den heimischen Arbeitsmarkt im Tourismus für Menschen aus Drittstaaten noch mehr öffnen, dann rollen wir Lohndumping den roten Teppich aus. Lohnerhöhungen werden so wirksam verhindert. Es geht nicht darum, Fachkräfte zu lukrieren, was gesucht wird, sind Lohndrücker“, unterstreicht der vida-Gewerkschafter. Für Tusch steht außer Zweifel, dass „auch die Wirtschaft und hier vor allem die Ferienhotellerie endlich ihre Hausaufgaben machen muss. Sonderzahlungen und andere Lohnzuwendungen müssen zum Beispiel vom tatsächlich vereinbarten Lohn berechnet werden. Auch in puncto Image gibt es noch viel Aufholbedarf. Durch die Hereinnahme von bis zu 300 zusätzlichen Arbeitskräften pro Region können hier vielleicht kurzfristig Personallücken gestopft werden, langfristige Regelungen werden damit aber erneut aufs Abstellgleis geschoben. Man braucht kein Hellseher sein, um schon jetzt sagen zu können, dass wir in einem Jahr vor den genau gleichen Problemen stehen werden bzw. sogar noch größere haben werden“.

Arbeitsmarkt endlich zukunftsfit machen

„Wenn wir im Inland und am europäischen Arbeitsmarkt keine Fachkräfte finden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Fachkräfte aus Drittstaaten, die wir jetzt hier ansprechen, einen großen Bogen um unseren Arbeitsmarkt im Tourismus machen werden. Wenn sich an den Arbeitsmarktbedingungen nichts ändert, werden wir kein Arbeitsmarkt der Zukunft“, steht für Tusch fest.

Tusch betont, dass „unsere Lösungsvorschläge am Tisch liegen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass kollektivvertragliche und gesetzliche Regelungen eingehalten werden. Wir brauchen deutliche Verbesserungen der Rahmenbedingungen, also einen zeitgemäßen Rahmenkollektivvertrag mit Spielregeln wie sie in anderen Branchen längst Standard sind. Ich denke hier an Karenzanrechnung, Freizeitregelungen, Bestimmungen für Sonn- und Feiertagsarbeiten oder auch Nachtarbeiterzuschläge für alle“.

„Wir brauchen keine Schnellschüsse, sondern nachhaltige Lösungen und Rezepte zur MitarbeiterInnenbindung und Nachwuchsförderung. Die Zeit ist überreif für Maßnahmen, um die Branche für heimische Arbeitskräfte und den Nachwuchs wieder interessant zu machen. Als Sozialpartner stehen wir jederzeit für Gespräche zur Verfügung“, schließt der vida-Gewerkschafter.

 

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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz