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KV Hotel- und Gastgewerbe

Inakzeptable Forderungen der Arbeitgeber!

Die Verhandlungen über den Kollektivvertrag für das Hotel- und Gastgewerbe sind am 22. April in der dritten Runde durch die Arbeitgeberseite abgebrochen worden. „Die Forderungen der Arbeitgeber sind schlichtweg inakzeptabel, Gespräche über eine Einkommenserhöhung hätte es überhaupt nur gegeben, wenn  wir zuvor massiven Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zugestimmt hätten“, berichten die Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Rudolf Komaromy und Alfred Gajdosik: „Das ist ein Armutszeugnis für  die Branche, die Leidtragenden sind die rund 200.000 Beschäftigten. Unsere Vorschläge für ein bundesweit einheitliches, modernes Lohn- und Gehaltssystem wurden dadurch verhindert.“

Bedingungen sollen noch schlechter werden

Die Arbeitgeberseite will die Arbeitsbedingungen in der ohnehin schwierigen Branche noch einmal massiv verschlechtern. Gefordert wird eine Verkürzung der Nachtruhezeit von derzeit elf auf acht Stunden bei gleichzeitiger Anrechnung der Tagesfreizeit – und zwar auf gesetzlicher Ebene, ein Punkt also, der bei Kollektivvertragsverhandlungen gar nichts verloren hat. Außerdem wird eine massive Ausweitung der Durchrechnungszeiträume auf sechs Monate gefordert. Nur wenn die Gewerkschaft hier zugestimmt hätte, wären die Arbeitgeber bereit gewesen, eine Erhöhung der Löhne und Gehälter überhaupt zu verhandeln: „Eine Bedingung, der keine Arbeitnehmervertretung zustimmen kann und die nahelegt, dass die Arbeitgeberseite gar nie vorgehabt hat, einen Abschluss zu erreichen“, schildern beide Gewerkschafter: „Offensichtlich will man sich die Kosten für eine faire Einkommenserhöhung sparen – eine Verhöhnung der Beschäftigten!“

Rund um die Uhr arbeiten?

Schon jetzt ist das Hotel- und Gastgewerbe eine Branche mit hohen Belastungen für die Beschäftigten: unregelmäßige und lange Arbeitszeiten, Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit, körperlich anstrengende Tätigkeiten, hohe psychische Belastungen durch Zeitdruck und Stress. Die Einkommen sind im Vergleich mit anderen Branchen am unteren Ende der Skala angesiedelt. Der Arbeitsklimaindex belegt Jahr für Jahr sinkende Jobzufriedenheit und Branchenflucht.  Für den österreichischen Tourismus ist das Verhalten der Arbeitgeber ein Armutszeugnis, betonen Komaromy und Gajdosik: „Es wird immer darüber gejammert, dass es nötig ist das Image der Branche zu verbessern, aber wenn es dann darum geht, einen konkreten Schritt  zu tun, sind den Unternehmern die MitarbeiterInnen offensichtlich nichts wert!“

Lohn- und Gehaltstabellen gelten weiter

Die aktuellen Lohn- und Gehaltstabellen gelten weiter.  Für die rund 200.000 Beschäftigten bedeutet das Verhalten der Arbeitgeber, dass sie im Endeffekt eine Reallohnkürzung hinnehmen müssen. „Nicht nur, dass es keine angemessene Einkommenserhöhung gibt, es wird ja nicht einmal die Inflationsrate abgegolten. Über Nachwuchs- und Fachkräftemangel im Tourismus braucht sich niemand mehr wundern, so werden immer mehr Beschäftigte in besser bezahlte Jobs mit besseren Rahmenbedingungen flüchten“, so die beiden Gewerkschafter. 

Die Forderungen der Gewerkschaft bleiben jedenfalls aufrecht:

  • Schrittweise Anhebung von Mindestlohn bzw. Mindestgehalt auf 1.500.- Euro
  • Angemessene Einkommenserhöhung für alle Beschäftigten
  • Angemessene Erhöhung der Lehrlingsentschädigungen und Übernahme der Internatskosten durch die Arbeitgeber
  • Ein bundesweit einheitliches, modernes Lohn- und Gehaltssystem mit neuer Nomenklatur und einheitlichen Lohn- bzw. Gehaltstabellen

In der kommenden Woche werden weitere Schritte und Maßnahmen in den Gewerkschaftsgremien beraten und beschlossen werden.

 

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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz