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Lehrlinge protestierten vor Plachutta

Für Wertschätzung statt pauschaler Beleidigung der Jugend.

Mit seinen Aussagen über Lehrlinge in einem Zeitungsinterview, veröffentlicht am 6. November 2012, hat „Starkoch“ Mario Plachutta ein bezeichnendes Bild über den Umgang mit MitarbeiterInnen offenbart. Wer Jugendliche pauschal als "unbrauchbare Analphabeten und Diebe" verunglimpft und sie als "Spiegelbild der verrotteten Gesellschaft" bezeichnet, darf sich nicht wundern, wenn sich junge Arbeitskräfte aber auch zahlreiche Gäste abwenden.

Die vida-Jugend gab mit einer Protestkundgebung am Sonntag, 16. Dezember 2012, vor dem Plachutta Restaurant in der Wollzeile in Wien eine klare Antwort auf die beleidigenden Äußerungen. Lautstark forderten die Jugendlichen einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit den Nachwuchskräften im Hotel- und Gastgewerbe.

Der stellvertretende vida-Jugendvorsitzende Mario Drapela eröffnete die Protestkundgebung: „Es geht nicht nur um die konkrete Aussage von Herrn Plachutta, die wir so nicht stehen lassen können, sondern generell um Wertschätzung und Respekt gegenüber jungen Arbeitskräften. Die Lehrlinge von heute sind die FacharbeiterInnen von morgen und jeder Betrieb ist gut beraten, einen respektvollen Umgang mit ihnen zu pflegen“, sagte Drapela.

Rudolf Komaromy, Vorsitzender der vida-Bundesfachgruppe Tourismus und seit Jahrzehnten im Tourismus beschäftigt, stellte in seiner Rede die Frage, ob Arbeitgeber wie Mario Plachutta, die alle Jugendliche pauschal beschimpfen, überhaupt geeignet seien, Lehrlinge auszubilden. Gerade in der Tourismusbranche würden Lehrlinge oft nicht dem Standard entsprechend ausgebildet sondern als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Es brauche hier eine verbesserte Qualitätskontrolle der Ausbildung bzw. eine bessere Kontrolle der ausbildenden Betriebe.

Wo bleiben Ihre Manieren, Herr Plachutta?

„Wer von den Lehrlingen gute Manieren fordert, muss selber welche zeigen“, stellte die stellvertretende vida-Jugendvorsitzende Vanessa Radu in ihrem Statement klar. Sie erinnerte daran, dass die überwältigende Mehrheit der Lehrlinge die Abschlussprüfung bestehe und gerade Lehrlinge aus Österreich auch bei internationalen Wettbewerben immer wieder Preise einheimsen.

Der stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), Christian Reiseneder, überbrachte den Jugendlichen die Solidaritätserklärung der ÖGJ und der Fachgewerkschaften.

Christoph Peschek, Jugendsekretär der Gewerkschaft GPA-djp, kritisierte ebenfalls das Verhalten von Herrn Plachutta. „Wer den Gästen ein gutes Rindfleisch servieren möchte, muss auch wertschätzend mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Küche und Service umgehen“, meinte Peschek.

Abschließend kommentierten die Jugendlichen die Äußerungen von Mario Plachutta mit einem lautstarken Pfeifkonzert.

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Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz