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AUA: Unterwanderung von Kollektivverträgen stoppen

Widerstand gegen importiertes Lohn- und Sozialdumping.

Die Gewerkschaft vida unterstützt den AUA-Betriebsrat Bord in seinem Widerstand gegen "nach Österreich importiertes Lohn-und Sozialdumping" über die kollektivvertraglose Lufthansa-Billigschiene Eurowings, die demnächst mit eigenem Personal erste Flüge von Wien aus starten soll. "Es ist stark zu befürchten, dass der Lufthansakonzern beabsichtigt, mit Hilfe der dann in Wien angesiedelten Eurowings-Zentrale - derzeit eine "Briefkastenfirma" - nicht nur im eigenen Konzern, sondern auch im gesamten europäischen Airline-Markt das Lohnniveau nach unten zu drücken", warnt der Vorsitzende des Fachbereichs Luft- und Schiffverkehr in der Gewerkschaft vida, Johannes Schwarcz, eindringlich vor "vorsätzlichen Unterwanderungsbestrebungen von Kollektivverträgen".

Bei der Lufthansa würden 900 JungpilotInnen in einem Abhängigkeitsverhältnis auf einen Platz im Cockpit warten, so Schwarcz weiter. "Es ist diesen KollegInnen nicht möglich, bei anderen Fluglinien zu fliegen, weil ihre Lizenzen nur für den Lufthansa-Konzern Gültigkeit besitzen. Das wird von der Konzernführung beinhart ausgenutzt", kritisiert der vida-Gewerkschafter und AUA-Betriebsrat. "Anstellungsverhältnisse, von denen jedem Belegschaftsvertreter sofort schwindlig wird, wählen auch andere europäische Billigfluglinien", verweist Schwarcz auf das steuerschonende Beispiel der Norwegian, die PilotInnen in Thailand über eine Firma in Singapur anstellen würde. In die Scheinselbstständigkeit würden PilotInnen bei Ryanair gedrängt.

Das Lohnniveau im neuen AUA-Kollektivvertrag sei zwar dem aktuellen von Eurowings ähnlich und liege rund ein Drittel unter jenem der Lufthansa. Aufgrund fehlender Gehaltssprünge und Entwicklungsmöglichkeiten sowie in Ermangelung einer kollektivvertraglichen Regelung zu Arbeitszeiten, sei zu befürchten, dass der Lufthansakonzern Strecken von der AUA und Swiss zur billigeren Eurowings auslagere, so Schwarcz: "Das wollen wir verhindern."

Spohr soll Vernunft einkehren lassen und an Verhandlungstisch kommen

Lufthansa-Vorstandsvorsitzenden Carsten Spohr fordert Schwarcz im Zusammenhang mit dem in Deutschland schwelenden Konflikt um die Arbeitsbedingungen des Kabinenpersonals auf, "Vernunft einkehren zu lassen und an den Verhandlungstisch zu kommen. Es ist Spohrs Pflicht, einen Streik in Deutschland abzuwenden, der nur alles lahmlegen und sich bis nach Österreich auf die AUA auswirken würde". Eine befristete Beschäftigung von 20 FlugbegleiterInnen pro Monat bei Eurowings sei aus österreichischer arbeitsrechtlicher Sicht ein "Wahnsinn, der in illegalen Kettenarbeitsverhältnissen münden könnte", ist der vida-Gewerkschafter entsetzt und spricht den deutschen KollegInnen sein Solidarität aus.

Die Lufthansaführung müsse, statt weiter Unruhe unter den Beschäftigten zu schüren, endlich zu konstruktiven Gesprächen bereit sein. "Es müssen endlich verbindliche Standards für das Personal mit allen zuständigen Gewerkschaften für den gesamten Konzern erarbeitet werden und so schnell wie möglich zur Anwendung kommen", fordert der Gewerkschafter. Gelinge dies nicht, müsse man davon ausgehen, dass Spohr seine Führungsmannschaften im Konzern nicht ausreichend im Griff habe, um für Ruhe im Konzern zu sorgen.

"Auch in Österreich haben wir seitens der Gewerkschaft vida Eurowings zu konstruktiven Gesprächen aufgefordert, die bis jetzt negiert wurden. Der Lufthansakonzern glaubt offenbar, unter Ausschaltung der bei uns üblichen Sozialpartnerschaft hierzulande wie in Deutschland agieren zu können. Stellt sich kein Umdenken ein, werden auch wir im Kampf gegen die Unterwanderung durch Lohn- und Sozialdumping wie in Deutschland das gesamte Spektrum an gewerkschaftliche Maßnahmen ergreifen müssen", bekräftigt Schwarcz.

Eine Analyse des Betriebsrats Bord zur Lufthansa-AUA-Eurowings-Situation finden Sie links neben dem Artikel im Downloadbereich. 

 

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