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AUA/Tyrolean-Bordpersonal gegen Lohn- und Sozialdumping

Betriebsrat zu Maßnahmen ermächtigt.

Bei der Betriebsversammlung des fliegenden Personals der AUA/Tyrolean hat die Belegschaft einstimmig für die Vorbereitung gewerkschaftlicher Maßnahmen votiert.

An der Versammlung des AUA/Tyrolean-Bordpersonals am 7. November 2013 haben rund 760 KollegInnen teilgenommen. Das seien deutlich mehr als die 300 Personen, für welche die Geschäftsleitung die Infrastruktur (Räumlichkeiten, Lautsprecher) für die Versammlung zur Verfügung gestellt habe, gab Betriebsrat-Bord-Vorsitzender, Karl Minhard, in einem Informationsschreiben an die Belegschaft bekannt. In der Aufteilung der TeilnehmerInnen spiegle sich genau die Verteilung auf die Gruppierungen (Cockpit, Kabine) innerhalb der Belegschaft wieder. Das zeige, dass alle KollegInnen erkannt haben, „dass wir nur gemeinsam unsere Interessen durchsetzen können", so Minhard im Informationsschreiben.

Stand der Gerichts- und KV-Verhandlungen

Zu Beginn der Versammlung wurde über die erfreuliche Entwicklung der laufenden Gerichtsverfahren von Betriebsrat-Bord und der Gewerkschaft vida berichtet. Bekanntlich wurde der von der Geschäftsführung erzwungene Betriebsübergang des AUA-Flugbetriebs auf jenen der Tyrolean vom Arbeits- und Sozialgericht Wien erstinstanzlich für nichtig erklärt. Ferner legte der Oberste Gerichtshof (OGH) den Feststellungsantrag der vida zur Nachwirkung des AUA-Kollektivvertrags dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) zum Vorabentscheid vor, wo die einmalige Vorgangsweise des Vorstands auch europaweite, kritische Beachtung erfahre. „Beide Entscheide waren die offensichtlichen Triebfedern für die Arbeitgeberseite, die von langer Hand versprochenen KV-Verhandlungen überhaupt erst aufzunehmen bzw. diese in der Folge zu intensivieren. Sie werden von Mediatoren nach dem Harvard-Konzept begleitet und befinden sich aktuell in der sogenannten Optionsfindung", heißt es im Informationsschreiben weiter.

Personalsituation zum Jahresende

Teil der KV-Verhandlungen sei auch die Forderung nach einer Entwicklung eines Karrieremodells für Cockpit und Kabine. Die aktuellen Ereignisse im Unternehmen werfen jedoch auch ihre Schatten auf die Verhandlungen, so der Betriebsrat Bord. Der von der Geschäftsführung bewusst knapp gehaltene Personalstand führe am Ende des heurigen Jahres dazu, dass bereits rund 1.200 KollegInnen potenziell mit dem festgesetzten Jahresstundenlimit (900 Flugstunden, Anmerkung) in Konflikt gerieten. „Dies führt zu stark verringerten Karriereaussichten und Frust aufgrund nicht gewährter Freizeit- und Einsatzwünsche. Überschlägige Berechnungen ergeben allein für die Kabine einen Unterbestand von rund 200 Vollzeitkräften", kritisiert der Betriebsrat.

Asiatische Flugbegleiterbasen

Hinzu komme die von der Geschäftsführung forcierte Unterwanderung. Sie beginne im eigenen Haus mit der vergleichsweise geringen Entlohnung von Zusatzleistungen über dem Jahreslimit. Und sie finde mit der Anstellung von FlugbegleiterInnen auf ausländischen Basen in Indien, Thailand und China zu dortigen Billigkonditionen ihren (vorläufigen) Höhepunkt. „Wie das Virus des allgemeinen Lohn- und Sozialdumpings in Europa grassiert und nun auch auf Austrian überzuspringen droht, wurde anhand der beiden einschlägig bekannten Branchenvertreter Ryanair und Norwegian (Tochterfirma bedient sich geleasten Flugzeugen und geleastem Personal, Anmerkung) anschaulich erklärt", schreibt Minhard. 

Vorbereitung gewerkschaftlicher Maßnahmen

Es sei eine ausführliche Diskussion zu diesem Thema erfolgt. Dabei sei klar geworden, dass eine Unterwanderung der Arbeitsbedingungen bei gleichzeitiger Verhandlung eines neuen Kollektivvertrags nicht hinnehmbar sei. Per Abstimmung ermächtigten daher die anwesenden 758 KollegInnen den Betriebsrat einstimmig,  alle gewerkschaftlichen Maßnahmen bis hin zum Streik vorzubereiten, um die Geschäftsleitung von ihren Vorhaben der Unterwanderung und des Lohndumpings abzuhalten. Weiters verständigte sich die Betriebsversammlung darauf, dass als erste Maßnahme die strikte Einhaltung sämtlicher Stundenlimits unumgänglich ist, so der Betriebsrat Bord.

Gewerkschaft unterstützt Belegschaft

Bei der Betriebsversammlung war vida-Verkehrssektionsvorsitzender Roman Hebenstreit zu Gast und sicherte der Belegschaft die Unterstützung der Gewerkschaft zu. Hebenstreit dankte der Belegschaft und dem Betriebsrat für die gelebte Solidarität. Dieser Zusammenhalt  sei keineswegs selbstverständlich. Dem gebühre hoher Respekt. Hebenstreit kritisierte den „unwürdigen Umgang“ der Geschäftsführung mit den Beschäftigten und den BetriebsrätInnen. Kurz vor Versammlungsbeginn seien die ursprünglich vorgesehenen Räumlichkeiten wegen angeblich dringender Reinigungsarbeiten gesperrt worden. Im Ausweichquartier stand zuerst auch keine Tonanlage zur Verfügung. Angesichts dieser widrigen Rahmenbedingungen haben die BetriebsrätInnen großen Mut bewiesen, betonte Hebenstreit.

Gerechtigkeit muss durchgesetzt werden

Der Fortgang der Klagen gegen den Betriebsübergang stehe im Mittelpunkt des Interesses der internationalen Luftfahrtbranche. „Wir wissen, dass Gerichte zwar Recht aber nicht Gerechtigkeit sprechen. Für uns geht es darum, dass wir auch die Gerechtigkeit durchsetzen müssen", sagte Hebenstreit. Die Konflikte in der Arbeitswelt nehmen zu, die Auseinandersetzungen werden härter. Zuletzt war dies wieder bei den KV-Verhandlungen in der metallverarbeitenden Branche zu beobachten. Hebenstreit sprach sich klar gegen Lohn- und Sozialdumping über den Umweg  der angestrebten asiatischen FlugbegleiterInnenbasen aus. Die Verhandlungen für die AUA/Tyrolean-Belegschaft seien kein Spaziergang. Auf Methoden des Angstschürens und der Entsolidarisierung könne nur mit Zusammenhalt geantwortet werden. Es sei jetzt das Wichtigste, dass die Belegschaft weiter solidarisch zueinander steht, bekräftigte der vida-Gewerkschafter.                 

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