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Gewerkschaft vida: Pflegelehre kein Rezept gegen Mangel an Pflegekräften

vida-Steinkellner: „Nur Aufwertung der Pflegeausbildung sichert gut qualifizierte Pflegekräfte“

„Damit künftig mehr Menschen Freude am Pflegeberuf haben, ist es höchste Zeit, dass die Rahmenbedingungen attraktiver werden. Um allerdings noch mehr junge Menschen für diese Berufsgruppe begeistern zu können, ist die Pflegelehre, wie sie jetzt auch in Oberösterreich kommen soll, mit Sicherheit der falsche Weg“, so Willibald Steinkellner, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft vida. „Ändert sich an den Arbeitsbedingungen, also überlange Arbeitszeiten, relativ bescheidene Entlohnung, großer Stress, nichts, wird sich an der hohen Fluktuation der Beschäftigten in Pflege und Betreuung nichts ändern. Passen die Arbeitsbedingungen, wird sich das Problem des Personalmangels lösen lassen", betont der vida-Gewerkschafter.

Das muss die Marschrichtung sein, so Steinkellner: „Stattdessen ermöglicht jetzt auch Oberösterreich den Einstieg in die Pflegeausbildung ab 15 Jahren. Nach Vorarlberg kocht somit das nächste Bundesland sein eigenes Süppchen. Wir brauchen keinen Fleckerlteppich, wenn es um die Ausbildung im Pflegebereich geht. Die Regierung ist gefordert, endlich ein bundesweit einheitliches BHS-Modell auf Schiene zu bringen“, so der vida-Gewerkschafter.

„Was wir brauchen, ist eine neue Berufsbildende höhere Schule (BHS) mit dem Schwerpunkt Gesundheits- und Sozialberufe für Jugendliche. Nur wer qualitativ gut ausbildet, hilft der Branche nachhaltig“, so Steinkellner. „Eine Pflegelehre hingegen wäre der völlig falsche Weg. Lehrberufe starten meist mit dem 15. Lebensjahr. Viele junge Menschen wissen in diesem Alter oft nicht, worauf sie sich einlassen, geschweige denn wie anspruchsvoll und belastend der Pflegeberuf sein kann. Jugendliche wären einer unzumutbaren psychischen und physischen Belastung ausgesetzt“, warnt der vida-Gewerkschafter. Für ihn steht es zu befürchten, dass „einmal mehr Jugendliche missbraucht werden sollen, um dem Fachkräftemangel und den steigenden Kosten im Pflegebereich entgegenzuwirken. Da das Zugangsalter für die praktische Pflegearbeit momentan bei 17 Jahren liegt, soll der Nachwuchs wohl einmal mehr als billige Arbeitskraft für Hilfsdienste herhalten. Dass junge Menschen dann ihren Enthusiasmus verlieren, braucht niemanden zu wundern.“

„Wir kommen nicht drumherum, endlich beste Arbeitsbedingungen und hochwertige Ausbildungen zu bieten“, steht für Steinkellner außer Zweifel. „Um die Situation der Betroffenen deutlich zu verbessern, brauchen wir eine bundesweit einheitliche Personalbedarfsberechnung, die keine Schummeleien zulässt. Chronische Unterbesetzung und ständige Überlastung des Personals sind nicht länger hinnehmbar“, schließt der vida-Gewerkschafter. 

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