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"Es drohen Zustände wie bei den Lkw"

Sozialdumping durch EU-Lockerungen im Lokfahrdienst.

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene zu verbessern, will die EU unter anderem den grenzüberschreitenden Einsatz von LokführerInnen forcieren. Bisher werden LokführerInnen an den Landesgrenzen häufig gewechselt, schildert vida-Gewerkschafter Gerhard Tauchner im Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“ in der Ausgabe vom 9. September 2021.

Tausch im Lokfahrdienst an den Grenzen

Ein Grund für den Lokführertausch sind die unterschiedlichen Sprachen. Schließlich muss beispielsweise der Schienenbetreiber in Italien mit den LokführerInnen problemlos kommunizieren können - davon hängt auch die Sicherheit ab. Sollen LokführerInnen daher beispielsweise für Fahrten in Italien eingesetzt werden, müssen sie Italienisch-Kenntnisse auf B1-Niveau vorweisen und über eine italienische Triebfahrzeugerlaubnis verfügen, so der Sprecher der vida-Plattform Lokfahrdienst.

Brüssel will Standards senken – Sozialdumping droht

Der Gewerkschafter kritisiert, dass Brüssel jetzt darauf drängt, Standards zu senken, damit Bahnunternehmen LokführerInnen stärker für grenzüberschreitende Fahrten einsetzen können. Konkret soll 2022 die europäische Richtlinie zur Zertifizierung von TriebfahrzeugführerInnen überarbeitet werden. „Es ist überhaupt nicht notwendig, Lokführer grenzüberschreitend einzusetzen", findet Tauchner und warnt vor den Folgen, wie Sozialdumping und unfairen Wettbewerbsbedingungen, die auch das hohe Sicherheitsniveau der Bahnen gefährden würden.  

„Dann drohen ein Vagabunden-System und Zustände wie in der Lkw-Branche mit Sozialdumping und unfairen Wettbewerbsbedingungen. Das wollen wir nicht!"

Gerhard Tauchner, vida-Sprecher Plattform Lokfahrdienst in der „Tiroler Tageszeitung“

Der vida-Gewerkschafter berichtet auch von aktuellen Fällen massiver Arbeitszeitüberschreitungen. Unlängst hat ein Lokführer von 12 Stunden Arbeit, 12 Stunden Bereitschaft und wieder 12 Stunden Arbeit berichtet. "Das sind durchgehend 36 Stunden. Es passieren Dinge, die sind katastrophal. Und wirkliche Arbeitszeitkontrollen gibt es nicht."

Arbeitszeitaufzeichnungen „aus der Steinzeit“

Allein die Arbeitszeitaufzeichnungen seien "aus der Steinzeit", so Tauchner. „Wir zeichnen auf einem Zettel Papier auf. In der Welt der Digitalisierung müsste das über eine App laufen so könnte man auch das Einhalten der Arbeitszeiten leichter kontrollieren." Grenzüberschreitende Fahrten quer durch Europa würden das Problem verschärfen, befürchtet der vida-Gewerkschafter. Für solche Fahrten durch Europa braucht es zumindest ein System zur Arbeitszeitaufzeichnung direkt am Zug. Auch bei der Ausbildung sind einheitliche Vorgaben auf hohem Niveau nötig, fordert Tauchner, denn derzeit bildet jedes Land unterschiedlich aus, auch mit verschiedenen Normen.

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