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Klima und Arbeitsplätze retten!

AK und vida: Mehr Güterverkehr auf die Bahn verlagern!
Der Güterverkehr hat sich insbesondere während der Pandemie zunehmend auf die Straße verlagert. Der Transport von Gütern auf der Straße ist für die verladende Wirtschaft vor allem auf kurzen Strecken und bei geringen Mengen beziehungsweise vielen Empfängern billiger als auf der Schiene. Nicht zuletzt, weil dem Straßengütertransport viele Kosten nicht „verrechnet“ werden. So gibt es etwa auf der Schiene eine flächendeckende Maut, auf der Straße nicht. Zur verladenden Wirtschaft gehören jene Unternehmen, die Verkehrsleistungen beauftragen. Sie sind also die KundInnen der Verkehrsunternehmen. Will die Politik rasch klimafreundliche Güterverkehrsströme haben, dann muss sich das auch preislich abbilden lassen. Ohne zusätzliche gezielte Maßnahmen in Richtung Verlagerung auf den Schienengüterverkehr, die die verladende Wirtschaft einbeziehen, sind die Klimaziele nicht erreichbar. Die Bahn ist der größte Anbieter von Elektromobilität. Es braucht hier ganz akut eine andere Art der Förderung für Elektromobilität mit der Bahn.
 
Neue Ansätze
 
Die Gewerkschaft vida hat dazu am 2. Juni 2021 bei einer gemeinsamen Online-Veranstaltung mit der Arbeiterkammer Wien, ein konkretes neues Fördermodell vorgestellt und neue Ansätze zur Verladeförderung diskutiert. Begrüßt wurden die zahlreichen TeilnehmerInnen von Sylvia Leodolter, Leiterin der Abteilung Umwelt & Verkehr in der AK Wien und Günter Blumthaler, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida.
 
Einmal von der anderen Seite
 
AK-Expertin Leodolter befürwortete das Fördermodell, das auch der verladenden Wirtschaft finanzielle Mittel eröffne. „Transportentscheidungen werden oft in Speditionen und Logistikunternehmen getroffen. Mit dem neuen Modell werden die Fördertöpfe einmal von der anderen Seite angegangen“, unterstützte Leodolter diese Möglichkeit, kritisierte aber, dass der Preiskampf im LKW-Verkehr zu Lasten der Beschäftigten ausgetragen würde. Daher wären auch Maßnahmen gegen den Billig-LKW notwendig, um Kostenwahrheit herzustellen.
 
„Für mehr Verlagerungen im Güterverkehr auf die Schiene braucht es bei den Bahnen neue 'Green Jobs' von hoher Qualität und innovative Technologien zur Erhöhung der Zugdichte!“ 
 
Günter Blumthaler, Vorsitzender vida-Fachbereich Eisenbahn
 
Gewisse Güter nur mehr auf die Bahn
 
vida-Generalsekretärin Anna Daimler betonte bei der Online-Veranstaltung, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Jahr der Schiene 2021“ stattfand, dass der Corona-Aufbauplan von Maßnahmen geprägt sein muss, die Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit garantieren sowie umweltverträgliche Arbeitsplätze im gesamten Verkehrsbereich schaffen. „Die Beschäftigten aus dem Schienengüterverkehr wünschen sich einen gesamteuropäischen Aktionsplan oder auch eine gesetzliche Transportverpflichtung auf der Schiene. Eine weitere Möglichkeit ist eine neue Industrieförderung, die auf Seiten der Unternehmen einen Anreiz schaffen soll, den Güterverkehr auf die Schiene zu bringen“, so Daimler. 
 
Maßnahmen gegen Verkehrsemissionen
 
Der Verkehrssektor ist jener Bereich, in dem die Transformation hinsichtlich der Bekämpfung des Klimawandels am massivsten und auch am zeitkritischsten ist. Die erlaubte Emissionsmenge wird im Verkehrssektor konstant überschritten. Maßnahmen, um hier gegenzusteuern, diskutierten Unternehmer Georg Helm, Beiselen GmbH Agrarhandel, Sophie Lampl, Greenpeace-Expertin, Stefan Schnöll, Salzburger Landesrat für Verkehr und Infrastruktur, sowie Verkehrsexperte Michael Schwendinger vom Verkehrsclub Österreich. 
 
Anschlussgleise reaktivieren und ausbauen 
 
Der Salzburger ÖVP-Verkehrslandesrat Schnöll plädierte in der Diskussion für die Herstellung von Kostenwahrheit zwischen Schiene und Straße, um die Bahn attraktiver zu machen. Zur Verlagerung von mehr Güterverkehr auf die Bahn setzt das Bundesland Salzburg mehrere Maßnahmen wie Fahrverbote. Zusätzlich soll durch  Optimierung, Reaktivierung und Neubau von Anschlussgleisen die Eisenbahninfrastrukturen in Salzburg verbessert werden. Von 42 bestehenden Anschlussgleisen sind 12 derzeit inaktiv, bei der Hälfte davon gibt es bereits Anträge zur Förderung der Reaktivierung so der Landesrat.    
 
Verladeförderung kontra Billig-LKW 
 
Der Unternehmer Georg Helm, Düngemittelhändler des Agrarunternehmens Beiselen, beklagt fehlende Bahninfrastruktur, nicht genutzte Kapazitäten im In- und Ausland und zu hohe Kosten für die verladende Industrie. Es ist teilweise schwierig, bei den Bahnen ausreichend Wagenmaterial für die Führung von grenzüberschreitenden Ganzzügen zu bekommen. „Wichtig wäre abgesehen vom Ausbau der Infrastruktur eine Verladeförderung. Sonst wird sich der Einzelwagentransport für die Firmen nicht rentieren und sie werden auf den billigeren LKW zurückgreifen. Schon 2010 hat der Transport eines Einzelwagens bei den ÖBB 500 Euro gekostet“, so Helm.      
 
LKW einschränken, auf Wissenschaft hören
 
Greenpeace-Klimaschutzexpertin Lampl sprach sich nicht nur für fördernde, sondern auch für einschränkende Maßnahmen für den LKW-Verkehr aus. Wenn es gelingen soll, den LKW-Verkehr bis ins Jahr 2040 zu halbieren, dann brauche es Maßnahmen der Politik gegen den LKW und für die Schiene. „Wir sind bereits mitten in der Klimakrise. Die Regierungen müssen beim Klimaschutz daher mehr auf die Wissenschaft hören. Dann kann es wie bei der Corona-Krise gelingen, auch die Klimakrise in den Griff zu bekommen," ist sich Lampl sicher.
 
Stopp der Benachteiligung der Bahn!
 
Schiene und Straße stehen in direkter Konkurrenz zueinander. Die Straße bekommt aber Privilegien zugesprochen, die ihr einen unfairen Vorteil verschaffen. So wird selbstverständlich jedes Logikzentrum an die Straße angebunden. Den Bahnanschluss müssen die Unternehmen aber mitfinanzieren. VCÖ-Experte Schwendinger wies darauf hin, dass es nicht Aufgabe der Unternehmen und der verladenden Industrie sei, auf Kosten der eigenen Wirtschaftlichkeit Klimaschutz zu betreiben. Hier müsse die Politik die Rahmenbedingungen setzen, es brauche also Förderungen für die verladende Industrie, um eine Verlagerung auf die Schiene zu ermöglichen.
 

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Über uns

Der Fachbereich Eisenbahn in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen aller Arbeitnehmer:innen der österreichischen Eisenbahnverkehrs- und Seilbahnunternehmungen. Er vereint Kolleginnen und Kollegen in den unterschiedlichsten Berufen, welche in der Schieneninfrastruktur, der Traktion, den Werkstätten, im Personen- und Güterverkehr oder im Bereich Managementservices beschäftigt sind. Damit die Beschäftigten ihre Arbeit unter guten und sicheren Bedingungen erbringen können, gestaltet vida aktiv mit. Die Sicherung bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze gehören genauso zu unseren Zielen wie zukunftsorientierte Einkommen und moderne, sichere und altersgerechte Arbeitsplätze. Nationale und internationale Vernetzung, Lobbying und kompetente Grundlagenarbeit zählen zu unseren täglichen Aufgaben. Darüber hinaus machen wir uns für den Schutz und Ausbau der Daseinsvorsorge im Verkehr stark. Denn ein Aushungern des Öffentlichen Verkehrs kostet nicht nur hunderttausenden ÖsterreicherInnen ihre Mobilität und Chancen, sondern auch tausenden unserer MitarbeiterInnen ihren Arbeitsplatz.

Fachbereichsvorsitzender: Gerhard Tauchner
Fachbereichssekretär:innen: Sabine Stelczenmayr, Dominik Pertl, Robert Hofmann
Betreuung Seilbahnen: Kajetan Uriach