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Betriebsversammlungen im Eisenbahnsektor beschlossen

Forderung nach 38,5 Stunden für gesamte Branche.

400 BetriebsrätInnen aus dem Eisenbahnsektor haben heute in Wien bei einer Konferenz einstimmig österreichweite Betriebsversammlungen bei allen österreichischen Eisenbahnverkehrsunternehmen beschlossen. Am 15. Mai 2013 werden entsprechend der Bestimmungen des Arbeitsverfassungsgesetzes alle Eisenbahnbeschäftigten über den aktuellen Arbeitszeitkonflikt mit dem Fachverband Schiene in der Wirtschaftskammer informiert. Stein des Anstoßes ist, dass die Wirtschaftskammer Verhandlungen mit der Gewerkschaft vida über eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit verweigert. Die Betriebsversammlungen haben grundsätzlich informellen Charakter  - Verzögerungen im Bahnbetrieb können aber nicht ausgeschlossen werden.

Wirtschaftskammer verweigert seit Monaten konkrete Verhandlungen

Im aktuellen Gehalts- und Kollektivvertragsabkommen für die Eisenbahnbeschäftigten wurden mit der Wirtschaftskammer Verhandlungen über eine Entlastung der MitarbeiterInnen im Eisenbahnbereich unter anderem durch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 38,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich ab 1. Juli 2013 paktiert. Dennoch verweigert der Sozialpartner seit Monaten konkrete Verhandlungen, so der Hintergrund der heutigen Beschlüsse der BetriebsrätInnenkonferenz.

Glatter Bruch des aktuellen Gehalts- und KV-Abkommens

„Für uns stellt das einen glatten Bruch des aktuellen Gehalts- und KV-Abkommens dar“, sagt Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Sektion Verkehr in der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida. „Wir werden uns weder unsere Arbeitsplätze noch unsere Gesundheit geschweige denn die Sicherheit unserer Fahrgäste abkaufen lassen. Wenn die Beschäftigten in Zukunft länger bis zur Pension arbeiten müssen, dann müssen sie das auch gesund und sicher tun können. Vor allem ältere ArbeistnehmerInnen müssen deshalb entlastet werden“, sagt der Gewerkschafter.

MitarbeiterInnen sind hohen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt

In den Eisenbahnberufen seien die MitarbeiterInnen in Dienstschichten, die bei Bedarf bis auf zu 15 Stunden pro Tag ausgedehnt werden können, besonders hohen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Arbeitszeitverkürzung sei deshalb neben verstärkter betrieblicher Gesundheitsförderung eine wesentliche  Maßnahme, um altersgerechtes Arbeiten auch tatsächlich umsetzen zu können, so Hebenstreit.  

Denn auch die anhaltende Konjunkturkrise mache nicht vor dem Güterverkehr auf der Schiene halt. Dieser habe europaweit mit rückläufigen Tonnagen zu kämpfen.  „Die Arbeitszeitverkürzung würde Jobs sichern und über 1.000 Arbeitsplätze im österreichischen Eisenbahnbereich sichern bzw. neu schaffen. Wenn dem Wachstum Grenzen gesetzt sind, dann ist es höchste Zeit eine Neuverteilung von Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung in Angriff zu nehmen. Es gibt hier nicht nur bei den Eisenbahnen sondern in der gesamten Verkehrsbranche noch viel aufzuholen“, will Hebenstreit die Ausdehnung seiner Forderung nach einer 38,5 Stundenwoche auf den gesamten Verkehrssektor nicht ausschließen.

Forderung nach 38,5 Stundenwoche für gesamte Branche

„Wir fordern die Wirtschaftskammer auf, an den Verhandlungstisch zu kommen. Mit ihrer starren Haltung verhindert sie auch eine vom Branchenführer unterstützte Umsetzung der Arbeitszeitverkürzung für 32.000 ÖBB-Beschäftigte. „Wir fordern eine Verankerung der 38,5-Stundenwoche im Arbeitszeitkollektivvertrag für die gesamte Branche. Es macht keinen Unterschied, ob man bei den ÖBB oder bei einem anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen im Schicht- und Nachtdienst arbeitet: In allen Betrieben werden kräfteraubende und lange Dienste im Verschub oder im Baudienst geleistet “, bekräftigt Hebenstreit.

Werde, wie sich das die Wirtschaftskammer vorstellt, die Arbeitszeitverkürzung nur bei den ÖBB umgesetzt, könnte es zu Wettbewerbsverzerrungen unter den Eisenbahnverkehrsunternehmungen kommen: „Angesichts der zunehmende Härten im liberalisierten europäischen Eisenbahnmarkt kann man die Verhandlungsverweigerung der Wirtschaftskammer nur als unverständlich und unverantwortlich gegenüber den Beschäftigten und den Unternehmen in der Branche bezeichnen“, so der Gewerkschafter.

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Über uns

Der Fachbereich Eisenbahn in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen aller Arbeitnehmer:innen der österreichischen Eisenbahnverkehrs- und Seilbahnunternehmungen. Er vereint Kolleginnen und Kollegen in den unterschiedlichsten Berufen, welche in der Schieneninfrastruktur, der Traktion, den Werkstätten, im Personen- und Güterverkehr oder im Bereich Managementservices beschäftigt sind. Damit die Beschäftigten ihre Arbeit unter guten und sicheren Bedingungen erbringen können, gestaltet vida aktiv mit. Die Sicherung bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze gehören genauso zu unseren Zielen wie zukunftsorientierte Einkommen und moderne, sichere und altersgerechte Arbeitsplätze. Nationale und internationale Vernetzung, Lobbying und kompetente Grundlagenarbeit zählen zu unseren täglichen Aufgaben. Darüber hinaus machen wir uns für den Schutz und Ausbau der Daseinsvorsorge im Verkehr stark. Denn ein Aushungern des Öffentlichen Verkehrs kostet nicht nur hunderttausenden ÖsterreicherInnen ihre Mobilität und Chancen, sondern auch tausenden unserer MitarbeiterInnen ihren Arbeitsplatz.

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Fachbereichssekretär:innen: Sabine Stelczenmayr, Dominik Pertl, Robert Hofmann
Betreuung Seilbahnen: Kajetan Uriach