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Trauer in Zeiten der Pandemie

ExpertInnen-Runde bei Gewerkschaftstagung in Wien.

Der Kampf gegen die Corona-Pandemie stellt die Welt vor gewaltige Aufgaben und macht den Ausnahmezustand zu einem Normalzustand. Was hat Corona mit unserer Seele angerichtet? Werden wir Narben davontragen? Wie können wir mit dem Schmerz über Verluste und mit unseren Ängsten umgehen? Mit welchen Schwierigkeiten kämpfen Menschen in der Pandemie? Ist Trauer systemrelevant? Wie verarbeiten wir das alles am besten?

Bei der Tagung „Mir geht’s beschissen! Pandemie – Seele – Abschied“ am 19. Oktober 2021 haben Gewerkschaft vida, >>> Rundumberatung und >>> Arbeiterkammer Wien versucht, all diese und weitere Fragen zu beantworten.

 

+++ Stimmen von der Tagung +++

„Bis 70 war ich der ‚gesündeste Mensch der Welt‘. Und dann – so mir nix, dir nix – der Zusammenbruch. Ich bin in der Phase der Pandemie schwer erkrankt und habe mit Glück und Hilfe der Ärzte gerade noch überlebt. Ich habe in dieser Zeit die Kunst der Ärzte und den bewundernswerten Einsatz des Pflegepersonals sehr zu schätzen gelernt. Nicht nur, dass sie mich durch ihr Tun am Leben erhalten haben. Ich habe in dieser Zeit auch so viel Leid und Weh und Elend erlebt und mitbekommen, mit wie viel Zuwendung gesunde Menschen – trotz vielfach katastrophaler Arbeitsbedingungen und Entlohnung – auf Kranke zugingen.“

Otto Köhlmeier, Betroffener, Kabarettist und Buchautor

„Jede und jeder von uns hatte und hat durch die Corona-Pandemie mit psychischen Belastungen zu kämpfen. Da heißt es für uns als Arbeiterkammer und Gewerkschaft, den Kolleginnen und Kollegen zur Seite zu stehen, zu helfen, sich gegenseitig zu helfen, und seelisch zu unterstützen.“

Helmut Gruber, AK Vizepräsident und Landesvorsitzender vida Wien

„Die Corona-Krise hat für Frauen dramatischere wirtschaftliche Folgen als für Männer. Sie werden länger und nachhaltiger arbeitslos. Das hat auch psychische Folgen, zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Depressionen. Da müssen wir als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter verstärkt ansetzen."

Yvonne Rychly, Landesfrauenvorsitzende vida Wien

„Wir sollten dringend über Trauer reden. Die Familienhospizkarenz ist eine großartige sozialpolitische Errungenschaft, doch leider ist allzu vielen Menschen nicht bekannt, dass es sie gibt. Lasst uns das ändern!“

Thomas Geldmacher, Rundumberatung

„Trauern ist in der Pandemie noch einsamer geworden. Es ist wichtig, den Angehörigen unsere Solidarität auszudrücken. Sie sind nicht allein, wir trauern mit ihnen!“

Martina Wurzer, Rundumberatung

„Seit Beginn der Pandemie sehen sich viele mit einem bisher unbekannten Ausmaß von Trauer konfrontiert. Wir trauern um Menschen, die an Covid-19 gestorben sind, mit Familien, die Angehörige verloren haben, wir fühlen mit denen, deren Leben auf den Kopf gestellt wurde. Auch trauern wir über ein Jahr der Trennung von Freunden und Familie. Nehmen wir dies als einen Moment der Besinnung, darüber, was wir haben und was wir verloren haben, einen Moment der Anerkennung unserer Trauer und der Rückbesinnung auf die wirklich wichtigen Dinge.“

Christa Rettig, ÖBB Betriebsrätin

„Wenn auf einer normalen Krankenstation, nicht Intensivstation, in einer Woche 59 PatientInnen sterben, dann macht das etwas mit den Pflegekräften. Das geht an niemandem spurlos vorüber. Ich musste wochenlang agieren, bis zumindest eine psychologische Betreuung für das Personal angeboten wurde. Hier müssen die Dienstgeber in die Pflicht genommen werden und für bessere Arbeitsbedingungen sorgen.“

Josef Zellhofer, ÖGB ARGE Fachgruppenvereinigung für Gesundheits- und Sozialberufe

„Die Familienhospizkarenz wird von vielen, die sie genutzt haben, als hilfreich und tauglich wahrgenommen. Leider ist sie noch viel zu unbekannt. Die Arbeiterkammer hilft mit, den Bekanntheitsgrad der Familienhospizkarenz zu steigern, damit Menschen, die ihre sterbenden Angehörigen oder schwer erkrankten Kinder begleiten, ihre Rechte kennen.“

Kurt Schalek, AK Wien, Abteilung Gesundheitsberuferecht und Pflegepolitik

„Wenn die Politik Mittel für Inserate hat, sollte man doch meinen, dass man Menschen in Situationen der Trauer und Hilflosigkeit unterstützen kann. Doch Trauern ist noch immer ein Thema, über das man in der Öffentlichkeit viel zu wenig spricht. Da ist es gut, dass es diese Tagung gibt.“

Peter Holeczek, Wiener Städtische Bestattung, Betriebsrat

 

Wir bedanken uns bei allen TagungsteilnehmerInnen und unserem Kooperationspartner der >>> Österreichischen Beamtenversicherung ÖBV.

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