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Tod und Trauer am Arbeitsplatz

Gewerkschaftstagung „Wenn das Funktionieren nicht mehr funktioniert“.

In Österreich sterben jährlich rund 80.000 Menschen, davon 10.000 bis 12.000 im erwerbsfähigen Alter. Trauer am Arbeitsplatz habe jedoch meist keinen Platz, kritisieren die Gewerkschaften und fordern mehr Unterstützung für Betroffene. Erste Abhilfe soll ein neuer Ratgeber zum Thema schaffen.

Dieses Thema stand am 24.1. 2018 im Mittelpunkt einer von der gewerkschaftlichen Initiative Tatort Arbeitsplatz, vida, GÖD, des Vereins Rundumberatung und der AK Wien veranstalteten Tagung „Wenn das Funktionieren nicht mehr funktioniert. Eine Tagung über Krankheit, Tod und Trauer am Arbeitsplatz“ in der Wiener ÖGB-Zentrale.

Bereits am Vortag wurde der neue Trauerratgeber "Wenn Trauer keine Privatsache ist", der von vida und GÖD, dem Verein Rundumberatung und der Österreichischen Beamtenversicherung (ÖBV) herausgegeben wurde, in einer Pressekonferenz präsentiert. Die Broschüre enthält unter anderem Tipps zum richtigen Umgang mit trauernden Kolleginnen und Kollegen und bietet Hilfe für den Fall, dass KollegInnen sterben, und enthält zudem Grundregeln für das Verfassen von Kondolenzschreiben.

Verarbeitung braucht Unterstützung

Die Verarbeitung von Todesfällen ist oft ein langwieriger Prozess. "Es wird erwartet, dass man sich privat damit beschäftigt und dann wieder funktioniert - das funktioniert aber nicht immer, weil wir Menschen keine Maschinen sind", so Elisabeth Vondrasek, stellvertretende vida-Vorsitzende. Wichtig sei, dass zeitnah auf den Trauerfall reagiert werde und Kolleginnen und Kollegen nach ihren Bedürfnissen gefragt werden.

Vereinbarungen, wie es sie beispielsweise schon für den Umgang mit Mobbing oder Burn-Out im Betrieb gebe, können für mehr Sicherheit im Fall des Falles sorgen. Eine derartige Vereinbarung werde dieses Jahr erarbeitet, kündigte Vondrasek an. Weil der Bedarf an Unterstützung groß sei, gebe es seit kurzem auch Seminare und Workshops zum Thema.

Frage der Unternehmenskultur

Warum Arbeitgeber sich mit Tod im Betrieb beschäftigen sollten, rechnete Daniela Musiol vom Verein Rundumberatung vor. Studien hätten versucht, den Produktivitätsverlust aufgrund von Trauer am Arbeitsplatz zu bestimmen. Laut 'Grief Index' aus den USA macht das im Jahr mehr als 37,5 Milliarden US-Dollar aus. "Das bedeutet umgerechnet fünf Wochen Shutdown in den USA", so die Supervisorin und Trauerberaterin.

Es sei keine Frage der Produktivität, sondern der guten Unternehmenskultur, Platz für Trauer zu schaffen, sagte Josef Trawöger, ÖBV-Vorstandsvorsitzender: "Unternehmen werden oft auf ihre Bilanz reduziert, dabei wird vergessen, dass es sich um Menschen handelt."

Auch Sozialpartner gefragt
Die Bewältigung von Tod und Trauer stellen für alle Menschen sowohl privat, wie auch am Arbeitsplatz und in den Betrieben eine große Belastung, die verarbeitet werden muss, dar, so Willibald Steinkellner, Vizepräsident der AK Wien, bei der Tagung. Es sei deshalb enorm wichtig. Dass sich die Sozialpartnerorganisationen dieses Themas annehmen, um für die Menschen, sowohl im privaten wie auch im betrieblichen Umfeld Verbesserungen zu erreichen, sagte Steinkellner, der auch vida-Vizevorsitzender ist.

Schwerpunkt "Trauerpolitik"

Die Themenschwerpunkte der Tagung waren: „Trauerpolitik: Was können wir von der Politik zum Thema Tod und Trauer am Arbeitsplatz erwarten?“, „Umgang mit schwerer Krankheit und Tod am Arbeitsplatz“ sowie Tod am Arbeitsplatz: Rechtliches und gewerkschaftliche Standpunkte.

Am Beginn der Tagung standen Vorträge von
Jens Rockhoff und Jutta Muntoni, von der AWOcura GmbH. Das AWOcura-Modell für Sterbebegleitung in Seniorenzentren findet über die Grenzen von Deutschland hinaus Interesse. Inhaltlich umfassten die Vorträge Beiträge über die Wirkung von Tod und Trauer auf MitarbeiterInnen in Pflegeeinrichtungen sowie einen „Praxisblick“, wie eine geeignete Sterbekultur auch das Personal in einem Seniorenzentrum entlasten kann.

Zu den weiteren Vortragenden und DiskutantInnen bei der Tagung zählten neben Daniela Musiol (Verein Rundumberatung, Supervisorin und Trauerberaterin) und Elisabeth Vondrasek (vida) u.v.a. Norbert Schnedl (Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, ÖGB-Vizepräsident), Monika Gabriel  (GÖD Vorsitzende Stv.),  Brigitta Rattey (Vortrag über mexikanische Totenrituale) und Johannes Schwarcz-Breuer, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luft- und Schiffverkehr und Betriebsrat Bord der AUSTRIAN