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Lehrlingsausbildung

Qualitätsschub dringend notwendig!

„Österreichs Lehrlinge gehören zu besten der Welt! Das haben sie nicht nur mit ihren Erfolgen bei den letzten Berufsweltmeisterschaften in Sao Paolo bewiesen. Damit wir weiter ganz vorne mitmischen können brauchen wir aber dringend einen Turbo in Sachen Lehrlingsausbildung“, fordert Markus Della-Pietra, vida-Bundesjugendvorsitzender, anlässlich der heute beginnenden Lehrberufsmesse „Tag der Lehre“. Seit Jahren entscheiden sich immer weniger Jugendliche für eine Lehrausbildung, so der Gewerkschafter: „Wenig Anerkennung, unattraktive Bezahlung und schlechte Karriereperspektiven sind die Hauptgründe warum der Lehrberuf in vielen Sparten mit einem schlechten Image kämpft. Wirtschaft und Politik sind hier gefordert, endlich gegenzusteuern!“

Mehr Zeit für Ausbildung

Damit die Fachkräfte von morgen bestens für den beruflichen Alltag gerüstet sind, braucht es dringend mehr Qualität in der Ausbildung, erklärt Della-Pietra: „Deswegen unterstützt die vida Jugend auch die Initiative von Kärntner TourismusschülerInnen, die zwölf oder zumindest zehn statt wie bisher acht Wochen im Jahr in die Berufsschule gehen wollen. Um kompetente und motivierte Kräfte aufzubauen, kann man den Lehrstoff nicht einfach durchpeitschen. Wir brauchen im Tourismus mehr Ausbildungszeit. Alle anderen Lehrberufe haben zehn Wochen Unterricht. Diese Ungleichheit muss endlich beseitigt werden!“ Das gilt nicht nur im Tourismus sondern auch für Friseurlehrlinge ergänzt Andreas Gollner, zuständig für Berufsausbildung in der vida: „Es ist wichtig, dass dreijährige Lehrberufe auf mindestens 1.260 Berufsschulstunden angehoben werden.“

Verpflichtende Qualitätskriterien

Der Bedarf an Fachkräften nimmt in Österreich rasant zu, betont Gollner: „Wir müssen unseren Lehrlingen wieder mehr Perspektiven und Chancen geben. Es ist unzumutbar, dass viele Lehrlinge weite Strecken ihrer Ausbildung im Leerlauf absolvieren müssen. Von professionellen  Ausbildnern fehlt oft jede Spur. Junge Menschen werden oft einfach nur als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Frustration und Demotivation machen sich breit und wer derartiges erlebt, wird eine Lehre auch kaum seinen Freunden weiterempfehlen.“ Gollner pocht darauf, dass es ein gesetzlich vorgeschriebenes Qualitätsmanagement und Qualitätsnormen in der Lehrausbildung geben muss: „Nur so kann ein erstklassiges Niveau in der Ausbildung der Fachkräfte sichergestellt werden. Es kann nicht sein, dass zwischen Ausbildungsbeginn und Ausbildungsendende kein einziges Mal überprüft wird, ob das Gelehrte bei den Jugendlichen auch angekommen ist. Die Wirtschaft ist hier aufgefordert, endlich an Lösungen mitzuarbeiten.“

Bonus für ausbildungsfreundliche Betriebe

Als positives Signal sieht Jugendvorsitzender Della-Pietra die Ausbildungspflicht bis 18: „Das neue Gesetz stellt sicher, dass Jugendliche weiter im Bildungs- und Ausbildungssystem bleiben und dadurch deutlich bessere Karrierechancen haben. Wo wir aber noch hinterherhinken ist eine Fachkräftemilliarde. Betriebe, die zwar ausbilden könnten, sich aber aus der Verantwortung stehlen, sollen eine Abgabe leisten. Dieses Geld muss ohne Umwege in ausbildungsfreundliche Betriebe fließen.“ Als vorbildlich in der Lehrlingsausbildung bezeichnet der Gewerkschafter die ÖBB: „Dort haben wir 23 tolle Lehrberufe und jährlich werden rund 500 neue Lehrlinge ausgebildet. Mit den Lehrwerkstätten-Neubauprojekten in Bludenz, Wien oder Knittelfeld gibt es einen zusätzlichen Qualitätsschub.“

Investition in die Zukunft

Wer sich heute nicht für die Jugend stark macht, darf sich nicht über einen Fachkräftemangel in der Zukunft wundern, so Della-Pietra: „Es braucht mehr als Aktionstage, an denen die jungen Menschen bunte Folder in die Hand gedrückt bekommen, die nur die schönen Seiten zeigen. Es gilt die Rahmenbedingungen zu ändern. Die Beschäftigten verdienen Anerkennung, einen fairen Umgang und Wertschätzung, natürlich auch finanziell.“ Die Gewerkschaft vida wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass Jugendliche eine qualitativ hochwertige Ausbildung bekommen, mit der sie auch die besten Chancen am Arbeitsmarkt haben. „Es gibt zum Glück Betriebe, die das auch so sehen und in ihre Fachkräfte von morgen investieren. Machen das noch mehr Unternehmen dann werden auch die Zeiten, in denen händeringend nach Lehrlingen gesucht wird, vorbei sein“, sind Della-Pietra und Gollner überzeugt.