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vida-Hebenstreit wiederspricht Agenda Austria: „Mindestlohn kostet keine Jobs“

Studienergebnisse aus den USA belegen, Anhebung der Mindestlöhne hatte keine negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.

Das Ergebnis der aktuellen Agenda Austria-Studie, wonach eine Anhebung des Mindestlohns für Vollzeitbeschäftigte auf 1.500 Euro brutto im Monat negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hätte, wird von vida-Vorsitzendem Roman Hebenstreit in Frage gestellt. „Man darf nicht den Fehler machen, die Prognosen zur Mindestlohnanhebung im Auftrag einer Lobbyisten-Vereinigung für Konzerne, deren oberste Agenda natürlich weiterhin die Gewinnoptimierung bleibt, überzubewerten“, so Hebenstreit. Studienergebnisse aus den USA würden nämlich genau das Gegenteil besagen: Eine Anhebung der Mindestlöhne hatte dort keine negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, es könnten dadurch sogar mehr Arbeitsplätze entstehen, erörtert Hebenstreit.

Auch in den USA bestehe laut Hebenstreit seitens der Konzerne Interesse, die Erhöhung des Mindestlohns zu verhindern. Eine Studie von Elise Gould vom Economic Policy Institute hat die Entwicklung in 13 US-amerikanischen Bundesstaaten einer näheren Betrachtung unterzogen. In diesen wurde seit 2014 der Mindestlohn entweder durch ein neues Gesetz (Kalifornien, Connecticut, New Jersey, New York und Rhode Island) oder zum Ausgleich der Inflation bereits erhöht.

Forscherin Gould ist davon ausgegangen, dass die geringen Lohnsteigerungen im Vergleich zum Vorjahr beim ärmsten Zehntel auf die Erhöhung des Mindestlohns in den 13 Bundesstaaten zurückzuführen sind. In diesen leben 40 Prozent der US-amerikanischen ArbeitnehmerInnen. Diese hätten dadurch 2,7 Milliarden US-Dollar mehr erhalten. Danach sind die Löhne durch die Anhebung des Mindestlohns ab dem Januar 2014 um 0,9 Prozent gestiegen, während sie in den übrigen 37 Bundesstaaten um 0,1 Prozent gefallen sind. Profitiert haben laut Studie davon 4,5 Millionen ArbeitnehmerInnen. 

Die US-Wissenschafterin leitet davon ab, dass die Erhöhung des Mindestlohns auch bei relativ hoher Arbeitslosigkeit ein wirksames Mittel zu Verbesserung der Einkommen sei. In 21 Bundesstaaten sei der Mindestlohn bereits höher als der nationale Mindestlohn.

US-Staaten mit höherem Mindestlohn weisen besseres Jobwachstum auf

Jared Bernstein vom Center for Budget and Policy Priorities habe sich zu Goulds Ergebnissen die Entwicklung des Arbeitsmarktes angesehen und ist zum Schluss gekommen, dass sich in den Bundesstaaten, in denen der Mindestlohn erhöht wurde, das Jobwachstum besser als in den übrigen entwickelt habe. Die Erhöhung des Mindestlohns habe ganz klar keine Arbeitsplätze gekostet, so der Forscher. 

„Man sollte deshalb nicht den Fehler begehen, sich unhinterfragt einen Bären aufbinden zu lassen. Denn konkrete Beweise, dass 1.500 Euro Mindestlohn schädliche Folgen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in Österreich haben, kann die Agenda Austria Studie keine vorlegen. Wegen der lebenslangen Pensionsdurchrechnung und der damit verbundenen drohenden Altersarmut bei niedrigen Einkommen ist die Anhebung des Mindestlohns in Österreich aber unerlässlich“, betont vida-Gewerkschafter Hebenstreit.

Weiterführende Hinweise zum Economic Policy Institute bzw. Center for Budget and Policy Priorities:

http://www.epi.org/about/

http://www.cbpp.org/