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Gewerkschaft vida: Personalmangel im Tourismus ist hausgemacht!

Tusch: „Nur ordentliche Arbeitsbedingungen und bessere Ausbildung lösen das Problem!“

„Pünktlich zum Start der Wintersaison beginnt wieder der große Katzenjammer über den Personalmangel im Hotel- und Gastgewerbe“, so Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida. „Sinnvoller wäre es, die Unternehmer würden ihre Energie in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen stecken. Wir warnen seit Jahren vor einem massiven Personalmangel und bekommen von den Arbeitgebern immer nur zu hören, wir sollen die Branche nicht schlechtreden. Wer nicht in gute Rahmenbedingungen und Ausbildung investiert, braucht sich über Personalmangel nicht wundern“, findet Tusch klare Worte.

Überzahlungen sind die Ausnahme, nicht die Regel

„Wenn der Neos-Politiker und Hotelier Sepp Schellhorn heute im Kurier behauptet, niemand würde nur den Kollektivlohn zahlen, ist das an Arroganz kaum zu überbieten. Der Großteil der Beschäftigten kann von einer Überzahlung nur träumen, die meisten sind schon froh, wenn sie überhaupt ordentlich angemeldet sind und nach Kollektivvertrag entlohnt werden. Wenn die Branche so gerne mehr zahlt, warum ist es dann nicht einmal  gelungen 1.500 Euro Mindestlohn umzusetzen?“, kritisiert Tusch.

Deutlich niedrigere Einkommen

Im Handel liegt das Mindestgehalt nach den jüngsten Kollektivvertragsverhandlungen ab 1. Jänner bei 1.546 Euro. Ein ausgelernter Koch verdient weniger, rechnet Tusch vor: „In Kärnten sind es etwa 1.475 Euro, in Salzburg 1.480 Euro. Der Mindestlohn im Hotel- und Gastgewerbe liegt bei 1.420 Euro. Auch Verbesserung bei den Lehrlingen lehnen die Arbeitgeber konsequent ab, sie wollen weder Internatskosten übernehmen noch die Lehrlingsentschädigungen auf das Niveau anderer Branchen anheben. Im Hotel- und Gastgewerbe bekomme ich im dritten Lehrjahr 850 Euro, im Handel 1.020 Euro und habe bessere Arbeitszeiten, warum sollte ich als Jugendlicher Koch werden?“
 
Berufsschulzeit ausweiten

Neben den Einkommen muss auch die Ausbildung verbessert werden, fordert der vida-Gewerkschafter: „Wenn ich nicht ständig händeringend nach Fachkräften suchen möchte, muss ich auch für  hochwertige Ausbildung sorgen. Wenn aber über Jahre billigere Hilfsköche angestellt werden statt ausgelernter Fachkräfte – wer soll dann das Wissen überhaupt weitergeben? Auch in der Berufsschule haben Tourismus-Lehrlinge einen Nachteil. Ihr Lehrstoff wird in acht Wochen durchgepeitscht, wir verlangen seit Jahren eine Ausweitung auf zwölf oder zumindest zehn Wochen, wie in anderen Berufen auch.“

Flexibilität ist keine Einbahnstraße

Wenn Ausbildung und Arbeitsbedingungen stimmen, kommt auch der Nachwuchs wieder, ist Tusch überzeugt. „Auch flexibel zu sein ist für die Beschäftigten kein Problem. Aber wenn ich schon familienfeindliche Arbeitszeiten habe, stehen mir  wenigstens als Ausgleich die entsprechende Ruhezeit und die Zulagen dafür zu. Hier hört man von Unternehmern wie Schellhorn und Co aber nie etwas anderes als kürzen, kürzen, kürzen. Das negative Image hat nicht die Gewerkschaft herbeigeschrieben, das hat sich die Branche hartnäckig selbst erarbeitet“, so Tusch abschließend.