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Abstruse Idee aus der Vergangenheit löst Probleme im Tourismus nicht!

Tusch: „Tourismus-Image verbessern statt Jugendliche in den Westen schicken“

„Die Hoteliervereinigung präsentiert heute alte Hüte als neue Ideen. Der Plan, Jugendliche aus dem Osten im Tourismus im Westen arbeiten zu lassen, geistert schon seit über zehn Jahren herum. Auch dieses Mal wird sich zeigen, dass das sicherlich nicht das geeignete Rezept ist, um die Probleme im Tourismus zu lösen! Die Hotel- und Gastronomiebranche muss endlich an ihrem Image und ihrer Ausbildungsqualität arbeiten. Dann müssten wir nicht Jugendliche aus Wien aus ihrem gewohnten Umfeld reißen, damit sie Lehrplatzlöcher im Westen des Landes stopfen“ - so reagiert der Vorsitzende des vida-Fachbereichs Tourismus, Berend Tusch, auf die heutigen Ankündigungen der ÖHV und des AMS Wien.

Dringende Imagepolitur gefragt

„Dass die Attraktivität der Jobs im Tourismus jahrelang vernachlässigt wurde, rächt sich jetzt“, so der Gewerkschafter. Laut einer aktuellen vida-Umfrage würde jeder zweite Beschäftigte im Tourismus seinen Job nicht noch einmal ergreifen. „Traumjobs sehen wohl anders aus“, so Tusch. „Die Beschäftigten kritisieren vor allem, dass das Hotel- und Gastgewerbe nach wie vor eher familienfeindlich ist. Wochenendarbeit, Dienstpläne, die oft nicht eingehalten werden oder viel zu kurze Ruhezeiten wirken natürlich abschreckend. Hier muss angesetzt werden. Natürlich auch bei der Entlohnung. Dann finden sich auch mehr Menschen, die mit Enthusiasmus ihrer Arbeit nachgehen“, ist der Gewerkschafter überzeugt. Schleierhaft ist Tusch, wo sich den Jugendlichen die großen Karrierechancen bieten sollen, die die Hoteliervereinigung anpreist und verspricht: „Die überwiegende Mehrheit der freien Stellen ist in Familienbetrieben. Dort sind die Aufstiegsmöglichkeiten üblicherweise doch eher rar gesät.“

Lehrlinge verdienen beste Ausbildung

„Die Branche braucht auch einen dringen Boost in Sachen Ausbildungsqualität. Es kann nicht sein, dass Lehrlinge oft nur als billige Arbeitskräfte herhalten müssen. Von Anerkennung und Wertschätzung ist wenig zu merken. Über einen Mangel an Fachkräften braucht sich dann wirklich niemand wundern“, ergänzt Dieter Pröll, Landessprecher Wien des vida-Fachbereichs Tourimus. „Im Tourismus gibt es ständig Übernachtungsrekorde und ja, das schafft zwar eine Arbeitsplatzsicherheit, aber zu welchem Preis?“, fragt sich der Gewerkschafter. Qualitätsansprüche werden zu oft über Bord geworfen, damit das Tagesgeschäft und der Gästeansturm bewältigt werden können.

„Bei den heutigen Vorschlägen der Hoteliervereinigung und des AMS wäre natürlich auch zu klären, wer die Verantwortung für die Jugendlichen übernimmt. Wir wollen nicht, dass Söhne und Töchter im Alter von 15 Jahren hunderte Kilometer von ihrem Zuhause eine Lehre machen. Sie können nicht einfach so, ohne Begleitmaßnahmen, in den Westen verpflanzt werden. Schutz, Sicherheit sowie Perspektiven und Maßnahmen für einen attraktiven Lehrberuf haben sich die jungen Menschen und ihre sorgenden Eltern verdient“, so Pröll.

Abschließend betonen beide Gewerkschafter, dass „die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Tourismus endlich spürbar besser werden müssen.“ Schaffen die Arbeitgeber nicht bessere Bedingungen, wird der Tourismus weiter nicht nur ein schweres Imageproblem haben, sondern auch eine Fluchtbranche bleiben.