vida

Tabuthema: Trauer am Arbeitsplatz

Gewerkschaft vida: Wertschätzung und Einfühlungsvermögen sind gefragt.

Produktivität, Profit, Qualität und maximale Leistung stehen in der Arbeitswelt oft im Vordergrund. Beschäftigte müssen leistungsfähig, kontrolliert und stark arbeiten und agieren. Zu einer ganz besonderen Herausforderung wird die Situation am Arbeitsplatz und im Beruf dann, wenn z. B. ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin überraschend verstirbt, ein Patient in einem Heim verstirbt oder wenn es Todesopfer nach einem Zugunglück gibt. Um den Mantel des Schweigens, der nach wie vor schwer auf dem Thema Tod und Trauer liegt, endlich weiter zu lüften, findet in der Gewerkschaft vida am kommenden Montag eine große Tagung über die ökonomischen, sozialen und psychologischen Konsequenzen von Trauerfällen in der Arbeitswelt statt.

Trauer auch politisches Thema

„Trauer ist keine Krankheit, sondern die ganz normale Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen. Trauer hemmt Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit, lenkt von den Erfordernissen des schulischen und beruflichen Alltags ab und widerspricht daher der ökonomischen Logik des Funktionierens. Nicht zuletzt deshalb ist Trauer auch ein hoch politisches Thema“, so der Organisator der Tagung, Peter Traschkowitsch, bei einem Pressegespräch im Vorfeld der Tagung.

Trauer ist nicht nur ein soziales Phänomen

"Trauer kann uns überfordern. Wir haben ein wenig die Sensibilität im Umgang mit Trauernden verloren", ergänzt Daniela Musiol, Supervisorin und Trauerberaterin vom Verein Rundumberatung. Trauer hat auch handfeste ökonomische Auswirkungen. "Wer trauert, leistet harte Arbeit – für die Erwerbsarbeit bleiben da oft keine Kapazitäten. Studien aus den USA und Deutschland zeigen, dass die Produktivitätsverluste durch übergangene Trauer und andere psychische Belastungen in die Milliarden Euro gehen", so Musiol.

Gefühlskälte dominiert oft

Die Themen Trauer und der richtige Umgang mit trauernden KollegInnen sind auch für die Gewerkschaft eine Herausforderung: „Der falsche Weg wäre anzunehmen, dass der normale Alltag wie gewohnt weiterläuft. Menschen reagieren und verarbeiten Tragödien unterschiedlich. Der falsche Weg ist, wortlos oder gleichgültig zu reagieren. Wertschätzung und ein menschlicher Umgang mit Betroffenen sind wichtig“, hebt Roman Hebenstreit, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft vida und Konzernbetriebsratsvorsitzender der ÖBB, hervor.

Innerbetriebliche Hilfe gefragt

Alle Teilnehmer des heutigen Pressegesprächs sind sich einig, dass ein bewusster Umgang mit Verlust, Tod und Trauer am Arbeitsplatz notwendig ist. „Hier sind die BetriebsrätInnen, die Gewerkschaft und auch die Unternehmen gefragt“, unterstreicht Elisabeth Vondrasek, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft vida. Sie plädiert dafür, psychosoziale Beratungen am Arbeitsplatz zu intensivieren: „Hier werden wir den Arbeitgebern Vorschläge unterbreiten. Ziel muss es sein, ein sogenanntes betriebliches Trauermanagement zu implementieren.“

Bei der Tagung am kommenden Montag, den 9. Mai, stehen folgende Themen im Mittelpunkt:

- Beruflich in der Nähe des Todes
 - Tod und Trauer am Arbeitsplatz - Trauer um Kinder, trauernde Kinder - Der Tod als Schlagzeile – Katastrophen, Sensationen, Nervenkitzel

Mehr Infos: http://bit.ly/1r0XpHA