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Hebenstreit zu Arbeitsmarkt: Mahrer und WKÖ „jammern Lehrlingsmangel herbei“

Gewerkschaft vida: Überhang an Lehrstellensuchenden – gute Betriebe haben weder Lehrlings- noch Fachkräftemangel

„In Summe keinen akuten Lehrlingsmangel in Österreich“, ortet Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida. „Der Lehrlingsmangel wird von Wirtschaftskammerchef Mahrer herbeigejammert, um mit einer Ausweitung der „Rot-Weiß-Rot-Card“ für Lehrlinge aus Drittstaaten die Löhne weiter drücken zu können“, kritisiert Hebenstreit.

Wie die Praxis zeige, „haben gute Unternehmen wie etwa die ÖBB keine Probleme, ausreichend Lehrlinge zu finden“. So kamen heuer bei den ÖBB rund 3.000 BewerberInnen auf knapp 600 freien Lehrstellen. „Der Lehrlingsmangel ist ein Märchen. Wir haben vielmehr einen Lehrstellenmangel. Stattdessen sollten die Wirtschaftskammer und viele Betriebe danach trachten, wieder attraktiver für BewerberInnen zu werden“, sagt Hebenstreit: „Wer sein Heil in Leiharbeit gesucht und seine Beschäftigten schlecht behandelt hat, braucht sich jetzt nicht wundern. Es geht jetzt vielmehr darum, diese Probleme sinnvoll anzupacken und nicht nur Symptome zu bekämpfen“, betont der vida-Vorsitzende.   

Laut AMS standen im Juli 2018 österreichweit schon 8.183 Lehrstellensuchenden nur 5.105 offenen Lehrstellen gegenüber. Der Überhang der Suchenden hat sich nun mit 3.078 Personen schon mehr als verdoppelt. „An diesen Zahlen ist nicht zu rütteln“, bekräftigt Hebenstreit.

„Politik und Wirtschaft sollen daher endlich aufhören, einen Fachkräftemangel herbeizureden, sondern mehr Lehr- und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen“, fordert Hebenstreit mehr Investitionen und Förderprogramme in Aus- und Weiterbildung. Den 80.000 beim AMS als offen gemeldeten Stellen stehen derzeit fast immer noch 350.000 arbeitslose Menschen gegenüber. „Worauf wird noch gewartet? Warum werden diese Menschen nicht zu Fachkräften aus- und weitergebildet? Das AMS braucht mehr Mittel. Hier wird am falschen Platz gespart“, fordert Hebenstreit die Bundesregierung auf, „dieser arbeitnehmerfeindlichen Politik ein Ende zu setzen“.

Auch das Arbeitskräfteangebot innerhalb der EU sei nach wie vor sehr hoch, werde aber nicht aktiviert bzw. zu wenig von Österreich abgerufen. „Es ist in hohem Maß unsolidarisch, wenn man gleichzeitig unter hohem bürokratischen Genehmigungsaufwand Menschen aus Drittstaaten holen will, um den Druck auf die ArbeitnehmerInnen weiter zu erhöhen“, lehnt Hebenstreit eine Ausweitung der „Rot-Weiß-Rot-Card“ für Lehrlinge aus Drittstaaten ab.

Mit der Rot-Weiß-Rot-Card sollten lediglich Expertinnen und Spezialisten, die in ganz Europa am Arbeitsmarkt nicht zu finden seien, Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt finden. Um dabei Lohndumping auszuschließen, kann sich Hebenstreit einfache und unbürokratische Lösungen vorstellen: „Beispielsweise ab einem monatlichen Einkommen in Höhe von 7.500 brutto für die gesetzliche Normalarbeitszeit als Grenzwert könnte man rasch Arbeitsgenehmigungen mit der Rot-Weiss-Rot Card-Regelung erteilen“, so Hebenstreit abschließend.