Lehrlings-Umfrage: Arbeitgeber gefordert!
Eine Umfrage der österreichischen Gewerkschaftsjugend unter 1.442 Lehrlingen aus unterschiedlichen Branchen zeigt: 48,3 Prozent aller Befragten weisen Symptome von Depressionen auf, 35,4 Prozent von Angstzuständen, 50,6 Prozent von Essstörungen und 27 Prozent von Schlafstörungen. „Für Lehrlinge ist es essenziell, in ihren Betrieben zu sein. Viele haben große Angst, ihre Lehrabschlussprüfung nicht zu schaffen, weil ihnen wegen der Lockdowns in den vergangenen 18 Monaten die Praxis fehlt“, sagt Sumit Kumar, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft vida. Die deutliche Sprache der Umfrage wundert Kumar nicht.
„Die Unsicherheit hervorgerufen auch durch die geschlossenen Betriebe und fehlende Praxis wirkt sich äußerst negativ auf die psychische Situation der Jugendlichen aus.“
Sumit Kumar, Bundesjugendsekretär in der vida
Schlechte Perspektiven
Vor allem Lehrlinge im Tourismus sind in einer sehr belastenden und deutlich verbesserungswürdigen Situation. Die Regierung hat nach wie vor keine Konzepte mit Corona-Szenarien für die kommende Saison auf den Tisch gelegt. Es herrscht Planungsunsicherheit in der Branche. „Die Perspektive für junge Menschen bei einer Lehrausbildung im Tourismus ist aktuell schlecht“, so vida-Bundesjugendsekretär Kumar, der ein Umdenken der Arbeitgeber fordert. Es braucht neben besserer Bezahlung im späteren Berufsleben den Lebensphasen angepasste Arbeitsbedingungen. „Dienstpläne müssen halten und die Work-Life-Balance sowie Arbeitsplatzsicherheit müssen in den Fokus rücken“, sagt Kumar und betont, dass nicht die Fachkräfte fehlen. „Es fehlt an Personal, das zu den vorherrschenden schlechten Bedingungen arbeitet. Und jene, die bereits in Lehr- oder normalen Arbeitsverhältnissen stehen, sind diesen Bedingungen ausgeliefert. Wer Lehrlinge ausbilden will, darf sie nicht ausbeuten.“
Chefs und Regierung am Zug
Die Arbeitgeber im Tourismus sind gefordert, die Arbeitsbedingungen in der Branche zu verbessern, bevor die Zahl an psychischen Erkrankungen unter den Lehrlingen weiter steigt, so Kumar, der darüber hinaus die Bundesregierung auffordert, genug finanzielle Mittel für Jugendeinrichtungen und Jugendzentren zur Verfügung zu stellen. Gesundheitsminister Mückstein richtet er aus: „Es muss dafür gesorgt werden, dass hier mehr Mittel für die Jugendlichen da sind und die Hilfe auch wirklich bei den Betroffenen ankommt.“
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