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Von „Geisterzügen“ und starker Solidarität

ÖBB-Zugbegleiterin Melanie Steinberger über ein Jahr Corona.

Seit 14 Jahren arbeitet die 34-jährige Melanie Steinberger bei den ÖBB als Zugbegleiterin im Nah- und Fernverkehr. Im Gespräch mit der vida-Redaktion zieht sie Bilanz über ein Jahr Corona und erzählt von „Geisterzügen“ zu Beginn der Pandemie und dem Wiedererstarken der Solidarität in der Krise.

Melanie ist gelernte Bürokauffrau, schließlich wollte sie aber „raus aus dem Büro und mehr für die Menschen da sein“, wie sie sagt. Als Zugbegleiterin ist sie jetzt viel mit anderen Menschen unterwegs und als Betriebsrätin ist sie für ihre KollegInnen da. Ersteres hat sich mit dem Beginn des Lockdowns im März 2020 schlagartig verändert. In den dann fast menschenleer fahrenden Zügen ist es „gespenstisch“ gewesen, fast wie in einem Geisterzug. „Wie viele andere auch, habe ich vor dem Beginn der Pandemie geglaubt, dass das nie bis zu uns kommt. So kann man sich irren, so schnell kann alles anders werden“, sagt die Eisenbahnerin im Gespräch mit der vida-Redaktion.  

„Da war ein mulmiges Gefühl“

„Am Anfang der Pandemie waren da schon ein mulmiges Gefühl und eine Unsicherheit sowohl wie es im Privatleben als auch im Beruf weitergehen wird. Aber der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier“, schildert die ÖBB-Zugbegleiterin ihre ersten Erfahrungen mit der Corona-Gefahr und wie sie sich auf die Änderungen, die die Krise mit sich brachte, einstellen musste. „Zu Beginn wusste niemand, wie es weitergehen wird. Mit Fortdauer der Pandemie und unter der wichtigen Einhaltung der empfohlenen Schutz- und Hygienemaßnahmen für die Öffentlichen Verkehrsmittel hat sich die Situation aber wieder entspannt – vor allem auch dadurch, dass sich die Ansteckungsgefahr in den Zügen später als nur gering herausgestellt hat“, ist Melanie erleichtert. Das dem so ist, wurde mittlerweile auch von Studien bestätig.

Ein Bier nach der Arbeit mit KollegInnen fehlt

„Ich bin froh darüber, dass sich von meinen Kolleginnen und Kollegen während der Dienstausübung niemand angesteckt hat. Denn die Gefahr bestand natürlich, dass jemand eine Infektion aus dem Privatleben mitbringt. Und deshalb gibt es keine Alternative zum strikten Einhalten der Schutz- und Hygienemaßnahmen im Dienst und im Privatleben. Auch wenn das Einschränkungen gebracht hat“, ist die Betriebsrätin überzeugt. Ein Bier mit den KollegInnen nach der Arbeit oder Abschieds- oder Jubiläumsfeiern, aber auch Besuche bei der Großmutter und Aktivitäten mit den Patenkindern gestalteten sich plötzlich als kompliziert und schwierig oder waren gar nicht mehr möglich. „Parks, Kinos und Lokale waren geschlossen. Im Gemeindebau konnten wir uns wenigstens ab und an im Hof auf eine Jause treffen“, erzählt Melanie.

Solidarität nahm durch Krise zu

„Es klingt zwar aufs erste seltsam, aber die Pandemie hatte auch ihre guten Seiten. Die Solidarität hat durch die Krise wieder zugenommen, auf einmal war es wieder selbstverständlich, füreinander da zu sein“, erzählt die Eisenbahnerin davon, wie die KollegInnen für andere Geld gespendet und gesammelt haben und sich auch Betriebsrat und Unternehmen daran beteiligt haben. Da es im Frühjahrs-Lockdown keine warmen Verköstigungsmöglichkeiten im Dienst gab, holten die Leute, die gerade frei hatten, das Essen für die anderen.  

Wichtig, dass Gewerkschaft vor Ort ist

Auch bei den ÖBB war die Kurzarbeit von Anfang an ein großes Thema. „Die Kurzarbeit hat dafür gesorgt, dass niemand seinen Job verloren hat. Da ist es auch gut gewesen, dass die Gewerkschaft in Krisenzeiten nicht nur mit Flyern und Plakaten sichtbar, sondern auch vor Ort präsent war und ist“, betont Melanie: „Auch die von der vida bei den letzten KV-Verhandlungen erreichte steuerfreie Corona-Prämie ist bei den Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern gut angekommen.“
 

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