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Corona & die Psyche

Zwischen Angst und Überlastung: vida im Gespräch mit einem Psychotherapeuten.

Abstand halten. Zu Hause bleiben. Lockdown. Die Corona-Pandemie hat uns nach wie vor fest im Griff. Besonders hart trifft die Krise Menschen, die um ihre Existenz fürchten, Alleinstehende, die jetzt noch einsamer sind, Eltern, die zwischen Arbeit und Kinderbetreuung und Home Schooling balancieren, und Menschen, die schon länger unter psychischen Problemen leiden.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf unsere psychische Gesundheit aus? Was können wir bei Symptomen der Belastung tun? Wie können wir selbst unsere Psyche stärken? Bei vidaHören dazu zu Gast: Karl-Heinz Teubenbacher von der Psychotherapeutischen Ambulanz in Wien. Hier ein kleiner Auszug des Interviews.

vidaHören: Was macht Corona mit unserem Seelenleben?

Karl-Heinz Teubenbacher: So wie es jeder von uns erlebt, ist die Corona-Pandemie eine Belastungssituation. Sie wirkt sich auf mehreren Ebenen aus. Bei vielen Menschen gibt es finanzielle und soziale Themen oder aber auch körperliche Problematiken und das wirkt sich letztendlich alles auch auf die Psyche aus. Studien zeigen, dass fast jeder Zweite in Österreich die Situation als einfach zu viel erlebt. Also die Belastungen, die man im Alltag sowieso mittragen muss, werden mit Corona noch verstärkt.

vidaHören: Bei welchen Symptomen sollten die Alarmglocken läuten?

Karl-Heinz Teubenbacher: Die Symptomatik kann sehr breit gefächert sein. Ich erlebe es aus meiner Praxis, dass Personen verstärkt unter Schlafstörungen leiden. Man verliert die Lebensfreude. Man hat keine Interessen mehr. Der Antrieb ist reduziert. Die Dinge, die man sich vornimmt, bekommt man nicht mehr auf die Reihe. Man ist verstärkt reizbar, man ärgert sich mehr. Man fühlt sich kraftlos, ohnmächtig. Man ist mit Grübeln beschäftigt. Die Gedanken lassen einem nicht los und kreisen im Kopf. Man vermeidet Konfrontation und Auseinandersetzung. Man geht schwerer außer Haus. Der Angstpegel insgesamt steigt. Es gibt eine Menge an Symptomen, die einem hellhörig machen sollten. Wenn Symptome über mehrere Wochen hinweg auftreten, dann ist auf alle Fälle Handlungsbedarf.

vidaHören: Was kann jede und jeder Einzelne selbst tun, um in herausfordernden Zeiten wie diesen psychisch gesund zu bleiben?

Karl-Heinz Teubenbacher: Das Wichtigste ist, sich aus seinem Umfeld Unterstützung zu holen und dass man sich selbst gegenüber aufmerksam ist. Wir leben in einer Zeit, wo sehr viel Verunsicherung herrscht. Da ist es wichtig, gegenzusteuern und konkrete Ziele und Pläne zu setzen. Ein wichtiger Faktor ist eine gute Tagestruktur. Sport und Bewegung an der frischen Luft, in die Natur, sind wichtig. Manchen Menschen hilft es, die persönlichen Gedanken aufzuschreiben, zum Beispiel in einem „Corona-Tagebuch“.

Höre hier das ganze vidaHören-Interview

SERVICE-TIPP
Die Psychotherapeutische Ambulanz des ÖAGG in Wien hilft Menschen mit psychischen Belastungen und unterstützt bei der Entwicklung neuer Perspektiven und Bewältigungsstrategien. Alle Angebote richten sich an Erwachsene jeder Altersgruppe ab 18 Jahren. Für ÖGK-Versicherte ist die Gruppentherapie kostenlos. Die Kosten für alle anderen Therapieformen sind nach dem Einkommen gestaffelt.

vida-Mitglied sein lohnt sich
Die Gewerkschaft vida bietet in vielen Lebenslagen professionelle Hilfe an. vida-Mitglieder, die von psychischen Belastungen, Mobbing oder Gewalt am Arbeitsplatz betroffen sind, können eine kostenlose psychosoziale Erstberatung bei einem von vida ausgewählten ExpertInnen-Team in Anspruch nehmen. Darüber hinaus bekommen vida-Mitglieder über den ÖGB-Berufsschutz einen Kostenbeitrag von bis zu 350 Euro pro Jahr für psychologische oder therapeutische Betreuung bzw. Rechtsberatung zurückerstattet.  

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