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Gut vernetzt für bessere Arbeitsbedingungen

Die FahrradbotInnen diskutierten in Wien ihre Perspektiven zwischen Kollektivvertrag und neuer Selbstständigkeit.

Im Rahmen des neuen internationalen ÖGB-Projekts Digital Danube Network zur Zukunft der Arbeit im Zeitalter der Digitalisierung hielten die FahrradbotInnen in der Wiener ÖGB-Zentrale am 8. Oktober ein Netzwerktreffen über die Zukunft ihrer Arbeit ab.  

Hoher Stellenwert der „Rider“ 

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian unterstrich in seiner per Video eingespielten Begrüßung, dass die Bedeutung der FahrradbotInnen auch in der Corona-Krise deutlich sichtbar geworden ist. Insbesondere während des Lockdowns haben sie zur kritischen Infrastruktur gezählt und mit ihren Essenslieferungen die Bevölkerung versorgt und dazu beigetragen, dass die Leute nicht vor die Tür mussten. Katzian geht davon aus, dass der Bereich der Zustellung in Zukunft einen noch höheren Stellenwert erlangen wird und daher müssen auch die Arbeitsbedingungen in der Branche weiter verbessert und geregelt werden. 

Unterschiedliche Beschäftigungssituation  

So drehten sich die Themen beim Netzwerktreffen denn auch um den von der vida 2019 weltweit ersten abgeschlossenen Kollektivvertrag für die FahrradzustellerInnen und um die in der Branche noch immer weit verbreitete Beschäftigung als freie DienstnehmerInnen. Die Beschäftigungssituation in Österreich ist sehr differenziert. Es gibt Essenszustellplattformen wie Lieferando, die aller ihre MitarbeiterInnen per Anstellung und KV-Entlohnung beschäftigen. Auf der anderen Seite stehen Arbeitgeber wie etwa Mjam, die nur 50 Fixangestellte aber dafür 950 freie DienstnehmerInnen beschäftigen. 

Hier braucht es Verbesserungen! 

Verbesserungen bedarf es vielerorts insbesondere für freie DienstneherInnen und Selbstständige noch bei den Arbeitsbedingungen und Mitteln (Kleidung und Räder), bei der sozialen Absicherung (bezahlter Krankenstand), Einkommenssicherheit (entsprechendes Stundeneinkommen um die Kosten des täglichen Lebens wie die Miete decken zu können), Stress und Gesundheit im Beruf, Bewältigung von Problemen am Arbeitsplatz und mit dem Arbeitgeber durch mehr Mitsprache (z.B. über die Gründung von Betriebsräten) sowie der Umgang mit der oftmals verlangten Flexibilität (Arbeitszeiten; Anrufe und Fahrradreparaturen in der Freizeit). 

Mehr Schutz für die ZustellerInnnen 

Robert Steier, Leiter der vida-Rechtsreferats, erläuterte beim Netzwerktreffen die rechtlichen Problematiken hinsichtlich der Erfassung von freien DienstnehmerInnen in Kollektivverträgen. Er würde eine gesetzliche Regelung für einfacher und sinnvoller Halten, wonach das Arbeitsverfassungsrecht für klassische ArbeitnehmerInnen auch für die freien DienstnehmerInnen gelten sollte, weil für sie dann beispielsweise auch der ArbeitnehmerInnenschutz gelten würde. Angesichts der aktuellen politischen Mehrheitskonstellationen im Parlament, hält Steier dies derzeit aber für nicht realisierbar.   

Verlässliche PartnerInnen 

Karl Delfs, Bundessekretär des vida-Fachbereichs Straße und Kollektivvertragsverhandler für die FahrradbotInnen, zeigte sich erfreut, dass den FahrradbotInnen heute mehr Wertschätzung als noch vor einigen Jahren entgegengebracht wird. Sie werden als verlässliche ZustellpartnerInnen in der Transport- und Logistikbranche und auch unter den Kunden angesehen. Für die kommenden Kollektivvertragsverhandlungen kündigte Delfs an, dass es dabei u.a. um Forderungen wie Arbeitszeitverkürzung, Corona-Prämien, Verbesserungen bei den Diäten, Sonn- und Feiertagszulagen, Kilometergeld sowie „Klimazuschläge“ bei Hitze geben wird. Im Hinblick auf die Verbesserung der Situation für freie DienstnehmerInnen kann sich Delfs etwa eine im KV verankerte numerische Begrenzung der Beschäftigung von Freien DienstnehmerInnen pro Betrieb bzw. Plattformbetreiber vorstellen.        

 

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