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„Jetzt mehr denn je zusammenhalten!“

vida-Vorsitzender im Interview und Corona-Wordrap.

vida-Magazin: Das Corona-Virus hat uns alle überrascht. Wenn du auf die letzten Wochen zurückblickst, was bleibt dir in Erinnerung?

Roman Hebenstreit: In den ersten Tagen war das Wichtigste, Arbeitsplätze und Einkommen so gut es ging zu sichern. Deshalb haben die Sozialpartner in kürzester Zeit das Corona-Kurzarbeitsmodell auf Schiene gebracht und daran waren wir als vida maßgeblich beteiligt. Viele Beschäftigte, die wir vertreten, haben mit ihrer Arbeit unser Land am Laufen gehalten. Ob Berufskraftfahrer, Eisenbahner, Rettungssanitäter, Beschäftigte in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, im Lager, in der Reinigung oder Bewachung. Sie alle mussten Versorgungs- oder Sicherungsaufträge wahrnehmen und sich dabei einem hohen Infektionsrisiko aussetzen. Es muss alles darangesetzt werden, dass die HeldInnen der Arbeit nach der Krise nicht wieder vergessen werden. Sie verdienen mehr als Applaus, sie verdienen finanzielle Wertschätzung.

vida-Magazin: Besonders betroffen ist neben der Gastronomie und dem Tourismus auch die Luftfahrt. Was hat vida hier bewegt?

Roman Hebenstreit: In den letzten Wochen hat uns vor allem die Billig-Airline Laudamotion gefordert. Das Unternehmen drohte mit Kündigungen und Zusperren der Wiener Basis, falls die Beschäftigten und die vida keinen schlechteren Kollektivvertrag mit ursprünglich verlangten 1.000 Euro für FlugbegleiterInnen und 1.700 Euro für PilotInnen als Einstiegsgehälter akzeptieren wollen. Wir sind trotz zahlreicher Ultimaten, Erpressungsversuchen und einer Instrumentalisierung von Teilen der Belegschaft konsequent geblieben und haben in zähen Verhandlungen in einer Sozialpartnervereinbarung mit der Wirtschaftskammer erreicht, dass Laudamotion Löhne akzeptiert, von denen man auch in Österreich leben kann. Im bis 2023 befristeten Krisen-KV sind 1.440 Euro für FlugbegleiterInnen und 2.000 Euro für CopilotInnen 14 Mal pro Jahr für NeueinsteigerInnen garantiert. Damit haben wir alle Voraussetzungen für den Erhalt der Arbeitsplätze geschaffen. Wirklich trauen kann man einem Unternehmen wie diesem aber nie.

vida-Magazin: Welche Schritte müssen im Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping folgen?

Roman Hebenstreit: Wenn wir nicht wollen, dass in ein paar Monaten jeder von uns jemand kennt, der aufgrund der Corona-Krise von seinem Einkommen nicht leben kann, dann braucht es in den betroffenen Branchen dringend einen Kraftakt der Regierung. Nach der AUA-Rettung fordern wir etwa in der Luftfahrt einen Gipfel. Wir brauchen endlich faire Spielregeln für alle Airlines. Das wird nur mit einem Branchen-KV funktionieren. Wir fordern in diesem Zusammenhang unter anderem ein garantiertes Brutto-Mindestmonatsgehalt von 1.700 Euro.

vida-Magazin: „Gemeinsam stark durch die Krise“ lautet das Motto dieser Ausgabe. Was braucht es dafür?

Roman Hebenstreit: Es gilt, die Einhaltung des Versprechens der Regierung „Niemand wird in dieser Krise zurückgelassen. Koste es, was es wolle.“ einzufordern. Ich erwarte mir, dass die Politik aus der Krise ihre Lehren zieht und einsieht, dass Sparen bei systemrelevanten Berufsgruppen zu jeder Zeit völlig fehl am Platz ist. Wir brauchen höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen und dafür kämpfen wir. In Zeiten wie diesen zeigt sich, welche Stärke und Kraft eine solidarische Gemeinschaft hat und was Zusammenhalt wert ist.

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