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Verantwortung für Lost Generation?

Jugendarbeitslosigkeit kann tragische Konsequenzen haben.

Arbeitslose Jugendliche sind ein Problem. Aber nicht die Jugendlichen sind das Problem, sondern die Tatsache, dass sie arbeitslos sind. Gerade in Zeiten von Krisen wie derzeit trifft es oft die jungen Menschen in unserer Gesellschaft besonders hart. „In Zeiten von Krisen überlegen es sich Unternehmen, ob sie Lehrlinge aufnehmen. Als Gewerkschaftsjugend gehen wir davon aus, dass in dieser wirtschaftlichen Ausnahmesituation durch Corona die Anzahl der Lehrstellen weiter stark schwinden wird“, sagt Sumit Kumar Jugend-Bundessekretär der Gewerkschaft vida und spricht von einer sogenannten Lost Generation. „Wenn man sich das Verhalten von einigen Unternehmen gegenüber Bewerbern anschaut, dann gelangt man schnell zur Überzeugung, dass die Jugend nicht einen besonders hohen Stellenwert hat. Und das ist eine Sauerei und eine Katastrophe.“

Perspektivenlosigkeit entgegenwirken

Und vor allem die möglichen Konsequenzen für junge Menschen, die keinen Job oder keine Ausbildung haben, sind tragisch. „Junge Leute, die keine Lehre haben, leiden wesentlich öfter unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Ein Drittel der Selbstmorde in Griechenland in der Wirtschaftskrise 2008 war auf die Perspektivenlosigkeit von Jugendlichen zurückzuführen“, stellt der Gewerkschafter klar. „Wir brauchen also echte Maßnahmen und keine halben Sachen. In Anbetracht der aktuellen Corona-Krise sollten alle Alarmglocken läuten“, so Kumar, der auch die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten 2.000 Euro für Unternehmen pro eingestellten Lehrling (zwischen 16. März bis 31. Oktober 2020) mit Skepsis sieht. „Wir werden sehen, ob diese Maßnahme wirklich greift. Bisher haben Lehrlingsstellenförderungen für Unternehmen nicht automatisch zu mehr Lehrstellen geführt.“ 

Maßnahmen dringend gefordert

Zum eingangs erwähnten Verhalten gegenüber Jugendlichen erinnert Kumar an die 16-jährige Sami, die 50 Bewerbungen geschrieben hat, trotzdem aber ohne Lehrstelle dagestanden ist. Bis vor Kurzem, denn nachdem die vida mit Samis Schicksal an die Öffentlichkeit gegangen war, konnte die junge Frau einen Lehrplatz finden. „Wenn wir alle an einem Strang ziehen, unsere Verantwortung wahrnehmen und verstehen, dass die Jugend unsere Zukunft ist, dann geht was weiter“, sagt Kumar, der auf die 23.000 Jugendlichen verweist, die derzeit eine Lehrstelle suchen. Brisantes Detail: Während es im Februar noch mehr Lehrstellen als Lehrstellensuchende gab, hat sich die Lage im März gedreht. „Das unterstreicht leider nur unsere Befürchtungen“, sagt Sumit Kumar. Die Kosten junger arbeitsloser Menschen für Österreich wurden übrigens 2011 berechnet und belaufen sich auf rund 3,2 Milliarden Euro.

„Arbeitslose junge Menschen kommen der Republik sehr teuer. Weitere Schritte der Regierung sind notwendig! Eine Modernisierung- und Digitalisierungsoffensive im Lehrlingsausbildungssektor ist unumgänglich – genauso wie eine Reform des Bestbieterprinzips für staatliche Ausschreibungen mit Augenmerk für das Ausbilden von Lehrlingen!“

Sumit Kumar, vida-Jugendsekretär

Michael Schödl (Inhaber vom 'Rathaus' in Korneuburg und Samis neuer Vorgesetzter),  Fabian Edlinger (Vorsitzender vida jugend NÖ), Sumit Kumar (vida Bundesjugendsekretär) und Lehrling Sami T. 

Nicht zuletzt deswegen braucht es betriebsübergreifende Ausbildungsplätze für krisengebeutelte Unternehmen und eine Ausbildungsoffensive in den öffentlichen Unternehmen. „Wir stellen uns einen Topf mit 140 Millionen Euro für 2020 mit Geld aus dem Insolvenz-Entgelt-Fonds sowie Geld vom Bund vor“, sagt Gewerkschafter Kumar. Und Sami? Sie ist natürlich überglücklich und freut sich, dass sie endlich arbeiten darf. Zum Glück auch viele Unternehmer, die es ernst meinen und denen die Jugendlichen wichtig sind. (>>>VIDEO)

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