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Pflege: Gewerkschaft vida lehnt ÖVP-Vorschlag zu „Mini-Pflegeheimen“ ab

Gassner und Mjka: 24-Stundenbetreuung evaluieren und gesetzliche Qualitätskriterien einführen – Statt Pflegelehre besser neues BHS-Modell einführen

Auf massive Ablehnung bei der Gewerkschaft vida stößt der ÖVP-Vorschlag zum Ausbau der 24-Stundenbetreuung für mehrere Menschen. „Pflege, egal ob im stationären oder mobilen Bereich, kann nur von qualifiziertem und bestens ausgebildetem Personal durchgeführt werden. Geht es nach dem ÖVP-Vorschlag, soll den 24-Stunden-BetreuerInnen zukünftig in ‚Mini-Pflegeheimen‘ mit mehreren Personen in einem oder mehreren Haushalten alles umgehängt werden. Der Trend der Zukunft muss daher Qualifizierung sein. Menschen können nur das leisten, wozu sie durch Ausbildung befähigt worden sind“, kritisiert Sylvia Gassner, Vorsitzende des vida-Fachbereichs Soziale Dienste.

Eine zusätzliche Belastung der Menschen durch eine Pflegeversicherung, wie dies die ÖVP vorschlägt, lehnt auch Gerald Mjka, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Gesundheit, ab. Er, Mjka, spricht sich gegen jegliche finanzielle Mehrbelastung für die LohnsteuerzahlerInnen aus. Die Gewerkschaft vida fordert vielmehr die Finanzierung der Pflege aus steuerlichen Mitteln. „Jene, die sich das auch leisten können, müssen endlich ihren Beitrag zu einer guten Pflege für alle leisten“, betont Mjka. Für den vida-Gewerkschafter sei es aber unausweichlich, „die 24-Stunden-Betreuung zu evaluieren und gesetzlich verpflichtende Qualitätskriterien einzuführen, wie es auch die gewerkschaftliche Initiative EPU-vidaflex fordert“.

Österreichs Pflege- und Gesundheitskräfte leisten wertvolle Arbeit. „Sie verdienen Wertschätzung und beste Arbeitsbedingungen. Dem Staat muss das auch finanziell etwas wert sein. Die ArbeitnehmerInnen haben es sich verdient, für die physisch und psychisch belastende Tätigkeit fair entlohnt zu werden“, so Gassner weiter. „Es ist höchste Zeit, auch die Situation der betroffenen Pflegekräfte deutlich zu verbessern. Abhilfe schaffen kann nur eine bundesweit einheitliche Personalbedarfsberechnung, die keine Schummeleien zulässt“, fordert die vida-Fachbereichsvorsitzende.

Pflegelehre verbessert nicht die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte

„Um mehr junge Menschen für die Pflege- und Gesundheitsberufe begeistern zu können, ist die Pflegelehre mit Sicherheit der falsche Weg“, stellt Mjka weiter fest. „Ändert sich an den Arbeitsbedingungen, also überlange Arbeitszeiten, relativ bescheidene Entlohnung, großer Stress, nichts, wird sich an der hohen Fluktuation der Beschäftigten in Pflege und Betreuung nichts ändern. Passen die Arbeitsbedingungen, wird sich das Problem des Personalmangels lösen lassen. Die Politik ist daher gefordert, endlich ein bundesweit einheitliches Modell für eine neue Berufsbildende höhere Schule (BHS) mit dem Schwerpunkt Gesundheits- und Sozialberufe für Jugendliche auf die Schiene zu bringen“, fordert der vida-Gewerkschafter.

„Nur wer qualitativ gut ausbildet, hilft der Branche auch nachhaltig“, betont auch Gassner. „Eine Pflegelehre hingegen wäre der völlig falsche Weg. Lehrberufe starten meist mit dem 15. Lebensjahr. Viele junge Menschen wissen in diesem Alter oft nicht, worauf sie sich einlassen, geschweige denn wie anspruchsvoll und belastend der Pflegeberuf sein kann. Jugendliche wären einer unzumutbaren psychischen und physischen Belastung ausgesetzt“, warnt die vida-Gewerkschafterin. Sie, Gassner, befürchtet, dass „Jugendliche missbraucht werden sollen, um dem Fachkräftemangel und den steigenden Kosten im Pflegebereich entgegenzuwirken. Da das Zugangsalter für die praktische Pflegearbeit momentan bei 17 Jahren liegt, soll der Nachwuchs wohl einmal mehr als billige Arbeitskraft für Hilfsdienste herhalten. Dass junge Menschen dann ihren Enthusiasmus verlieren, braucht niemanden zu wundern.“

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