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„Sitzen alle im gleichen Boot“

Regierung redet viel, sagt aber nichts.

Das Hotel Weißes Rössl am Wolfgangsee ist weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Leider ist der Betrieb aufgrund von verhängten Lockdowns seit Monaten geschlossen. Schon vor einem Jahr wurde die Belegschaft – damals noch beim ersten Lockdown ab 16. März 2020 – von einem Tag auf den anderen mit dem Zusperren konfrontiert. Unverzüglich trat Stephanie Unterberger, ihres Zeichens Betriebsratsvorsitzende, auf den Plan und erinnert sich in einem Interview zurück.

vida-Redaktion: Es ist mittlerweile zwölf Monate her, dass Österreich zum ersten Mal in einen Tiefschlaf gesetzt wurde. Was sind deine Erinnerungen an damals?

Stephanie Unterberger: Ich bin ja nebenbei in Ausbildung. Ich studiere und war damals in Abu Dhabi im Zuge einer Bildungsreise. Ich komme nachhause und es war Lockdown. Am nächsten Tag hätte ich eigentlich nach Salzburg fahren müssen. Mir kam das also in dieser unmittelbaren Phase durchaus entgegen – aber die Einschnitte insgesamt waren enorm und vor allem, wie sich alles entwickelt hat.

vida-Redaktion: Wie hat es sich denn entwickelt?

Stephanie Unterberger: Der Beginn der Pandemie hat uns noch nicht so erwischt, weil zu diesem Zeitpunkt geschlossen war. Allerdings waren wir in ersten Vorbereitungen für die Hochsaison, die ab Ende Mai beginnt. Von Seiten der Geschäftsführung war man aber trotz des Schocks sehr optimistisch. Es wurde gut kommuniziert. Dann war der Lockdown und als es im Juli gut gelaufen ist, kam der Cluster in St. Wolfgang dazu, wo eine mediale Hetzjagd auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Unternehmer und, was mich besonders geärgert hat, auf die Praktikanten begonnen hat. Man wollte Schuldige finden. Jeder hatte Hoffnung, aber das war schon so ein Punkt, wo man zu hadern beginnt, weil zu dem Zeitpunkt wurde sogar schon wieder davon gesprochen, dass Mitarbeiter aufgenommen und Kollegen aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden.

vida-Redaktion: Also eine mittlerweile zwölfmonatige Achterbahnfahrt?

Stephanie Unterberger: Ja, so kann man das sagen - wobei man die vergangenen paar Monate eher mit dem Wort "traurig" beschreiben muss. Es ist trostlos. Man geht ins Hotel, wo man sonst Gäste und Kollegen trifft. Jetzt ist man fast allein dort. Es ist unglaublich belastend für alle.

vida-Redaktion: Welche Rolle hat die Gewerkschaft vida in dieser Zeit für dich gespielt?

Stephanie Unterberger: Vor allem in den ersten Monaten war die Hilfe von Seiten der Gewerkschaft vida und der Landesorganisation wirklich super und unheimlich wichtig. Der Austausch hat sehr geholfen. Und auch jetzt wäre alles noch viel schlimmer ohne die Gewerkschaft vida.

vida-Redaktion: Wie sieht deine Arbeit als Betriebsrätin derzeit aus?

Stephanie Unterberger: In letzter Zeit waren es vor allem Gespräche mit Mitarbeitern, wo man die Kolleginnen und Kollegen aufbaut. Das wird immer noch wichtiger, weil die Lage sich zunehmend zuspitzt. Wenn das noch länger dauert, wird das schwerwiegende Folgen haben. Ich denke aber, dass eine halbwegs normale Saison heuer mit den nötigen Schutzmaßnahmen realistisch ist.

vida-Redaktion: Wenn du einen direkten Draht zur Regierung hättest, was würdest du ihr mitgeben?

Stephanie Unterberger: Ich kann nur sagen, dass die Herrschaften viel sprechen, aber leider wenig sagen. Dieser Faktor ärgert viele. Es braucht endlich klare Ansagen und Konzepte, Transparenz und Perspektive. Sowohl die Kolleginnen und Kollegen als auch die Betriebe müssen sich nach etwas richten können, das dann auch hält. Wir sitzen alle im gleichen Boot.

 

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