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Hochfahren auf Knopfdruck

JUFA schickte seine MitarbeiterInnen auf Kurzarbeit.
Die Personalverantwortliche Petra Zimmermann und Betriebsratsvorsitzender Martin Oberfeichtner schildern die vergangenen Wochen.
 

Wie sind die vergangenen drei Wochen verlaufen, wie kann man sich die Lage vorstellen?

Petra Zimmermann: „Im Prinzip haben wir uns schon in der ersten Märzhälfte aufgrund der sich immer schlechter entwickelnden Umsatzvorausschau nach Kurzarbeit erkundigt. Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass wir im April drastische Umsatzeinbrüche haben werden. Das hier dann gar kein Umsatz mehr gemacht werden konnte, war allerdings damals noch nicht klar und auch nicht, wie lang der Zeitraum realistischerweise dauert. Als feststand, dass touristische Reisen für Gruppen in der nächsten Zeit nicht mehr stattfinden, haben wir uns auch schnell entschlossen, unsere Hotels zu schließen mit Ausnahme von zwei Standorten, wo wir zur Systemerhaltung beitragen. Für die Führungskräfte im Unternehmen und für den Betriebsrat waren die letzten drei Wochen eine sehr große Belastung. In den Hotels die ganze Infrastruktur herunterfahren, auf Führungsebene über Stundungen, Gebührenerlass und Förderungen Erkundigungen einholen und Anträge stellen und in der Personalabteilung Kurzarbeitsanträge stellen und die komplette Lohnverrechnung umstellen, das war auf jeden Fall eine große Herausforderung.“

Was hat dazu geführt, die Mitarbeiter in die Kurzarbeit zu schicken?

Petra Zimmermann: „Das ursprüngliche Kurzarbeitsmodell ist vielleicht attraktiv, wenn man nur einen Umsatzrückgang hat, wenn aber der Umsatz nahezu zur Gänze entfällt, ist es einfach immer noch zu teuer. Deshalb war die erste Reaktion, wir müssen uns von vielen MitarbeiterInnen trennen. Mit vielen MitarbeiterInnen wurde deshalb erstmal Zeitausgleich und Urlaub vereinbart, die SaisonmitarbeiterInnen in den Skigebieten mit befristeten Verträgen wurden etwas früher mit entsprechenden Wiedereinstellungszusagen nach Hause geschickt, was viele auch wollten, da die Grenzschließungen dann auch schon im Raum standen. Als das Kurzarbeitsmodell dann immer wieder nachgebessert wurde, haben wir uns entschlossen, so viele MitarbeiterInnen wie möglich mit in die Kurzarbeit zu nehmen und haben kurzfristig auch bereits vereinbarte Beendigungen wieder zurückgenommen.“

Martin Oberfeichtner: „Es ist schwer, gute MitarbeiterInnen zu finden vor allem im Bereich der Fachkräfte. Uns war es wichtig, dass wir uns nicht selbst die Grundlage für die Zeit nach der Coronapandemie nehmen und dann bei 0 starten müssen. Mit unserem jetzigen Team von rund 660 MitarbeiterInnen in Österreich, können wir auch schnell ein Hotel wieder „hochfahren". Derzeit sind viele Mitarbeiter ganz zu Hause, manche schauen auf die Hotels, betreuen die Telefone und beantworten E-Mails.“

Wie waren die Rückmeldungen seitens der Beschäftigten?

Martin Oberfeichtner: „Sehr gut, es gibt viele, die sich bedanken, dass sie dabei sein dürfen. Die Rate mit 80 bis 90 Prozent vom vorherigen Nettolohn ist sehr gut. Unsere MitarbeiterInnen in Deutschland erhalten nur 60 bzw. 67 Prozent (bei 100% Kurzarbeit). Überwältigend war auch die Hilfsbereitschaft der MitarbeiterInnen, während alle mit Kurzarbeit und Co beschäftigt waren, haben einige HoteldirektorInnen Webinare zu verschiedensten Themen wie Lebensmittelhygiene, Belegungsmanagement, Controlling, Excel usw. zusammengestellt, an denen die Mitarbeiter/innen nun freiwillig teilnehmen können. Die Nachfrage ist super, die ersten Webinare waren innerhalb von zwei Stunden ausgebucht. Wir haben auch unsere interne Facebookgruppe noch einmal aktiviert – so bleiben wir mit unseren MitarbeiterInnen in Kontakt!“

Wie lange wird die Ausnahmesituation andauern?

Petra Zimmermann: „Das ist ein viel diskutierter Punkt im Unternehmen. Wir gehen davon aus, dass Mai und Juni die Schulreisen und die Individualurlauber noch größtenteils bis ganz ausfallen. Wir bleiben optimistisch für den Sommer ab Juli und hoffen, dass viele ÖsterreicherInnen sich entschließen, diesen Sommer im eigenen Land Urlaub zu machen und da haben wir ja 50 Hotels in den schönsten Regionen Österreichs zu bieten. Es wird sicher aber noch weit länger dauern, bis wir eine Normalsituation in Bezug auf den Tourismus erreichen werden.“

 

 

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