Viele vida-Forderungen im Regierungsprogramm
Die vida hat während der Regierungsverhandlungen gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Sozialpartnerforderungen an die neue Regierung gestellt. Die Forderungen reichten von einer Mobilitätsgarantie für Österreich über eine rot-weiß-rote Standortoffensive bis hin zum Infrastrukturausbau. Viele vida-Forderungen im Eisenbahnbereich sind schließlich im Regierungsprogramm untergekommen.
Für die Beschäftigten wichtig
Das Programm wird durchaus zur Stärkung und zum Ausbau der rot-weiß-roten Bahnen beitragen und beinhaltet auch Potenzial, Arbeitsplätze im Öffentlichen Verkehr (ÖV) abzusichern bzw. auch auszubauen. Genaue Ausformulierungen bzw. konkrete Umsetzungspläne fehlen aber an vielen Stellen im Regierungsprogramm. Die wichtigsten Punkte, die für den Eisenbahnbereich und seine Beschäftigten von Bedeutung sind, habe wir hier aufgeschlüsselt.
Vergaben
Es sollen ökosozialen Vergabekriterien, die bindend für die bundesweite Beschaffung sind, eingeführt werden. Im Sinne des beschlossenen Best-Bieter-Prinzips muss der Fokus auf Qualitätskriterien bei Ausschreibungen und Vergaben liegen.
Stärkung des Öffentlichen Verkehrs durch:
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Öffimilliarde für den Nahverkehr, Steigerung der Umweltverträglichkeit, Ausbau von Stadtregionalbahnen, S-Bahnen, Straßenbahnen und der Schieneninfrastruktur
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Weitere Öffimilliarde für den Regionalverkehr außerhalb von Ballungszentren: Investitionen in Länder- und Privatbahnen, Modernisierung der Bahnhöfe, Verankerung von mehr Zugangebot in den Verkehrsdiensteverträgen
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Österreichweite Mobilitätsgarantie mit stündlich ganztägigem öffentlichem Verkehrsangebot, Anschluss der Ortskerne an den ÖV
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Zweckbindung von finanziellen Mitteln für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
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Forcierung umweltfreundlicher betrieblicher Mobilität durch steuerliches Begünstigen
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Ökologisierung der Pendlerpauschale, Senkung der Energieabgabe auf Bahnstrom und Zweckbindung für günstigere Tickets, Umsetzung eines einfachen und günstigen 1-2-3 Österreichtickets
Bahninfrastruktur PLUS
Überarbeitung und Aufstockung des ÖBB-Rahmenplans 2020 bis 2025 um das Zielnetz 2025+; Zusätzliche Investitionssteuerung um 5 Prozent sowie das Erreichen eines 90-prozentigen Elektrifizierungsgrades des Schienennetzes.
Integrierter ÖBB-Konzern
Leistungsfähige ÖBB: Die ÖBB sollen als integrierter Konzern erhalten bleiben, ihre Vermögenswerte sichergestellt werden. Die Möglichkeit der Direktvergabe an die ÖBB unter der Voraussetzung der Marktkonformität bleibt vorerst erhalten.
Geförderter Wohnbau
Unternehmen, die dem Bund mehrheitlich gehören, wie z.B. die ÖBB, werden bei Grundstücksverwertungen von Bauland angeleitet, geförderten Wohnbau dabei besonders zu berücksichtigen. Grundsätzlich soll angestrebt werden, den Grundstücksbestand in der öffentlichen Hand zu behalten und es an Dritte hauptsächlich nur per Baurecht zu vergeben.
Kritisch betrachtet
Natürlich gibt es Punkte, die wir als Gewerkschaft im Regierungsprogramm kritisch betrachten. Auch die Tatsache, dass keine der arbeitnehmerfeindlichen Maßnahmen der türkis-blauen Vorgängerregierung zurückgenommen wurde, betrachten wir als vergeben Chance. Im Eisenbahnsektor sind uns vor allem noch folgende Punkte unangenehm ins Auge gestochen.
Bahnliberalisierung
Der Punkt „Etablierung einer gemeinsamen Bestellorganisation, die als Servicestelle für den Bund, die Bundesländer und die Verkehrsbünde zur Verfügung steht, um Synergien zu nutzen und Beschaffungskosten zu minimieren sowie zu einer abgestimmten Planung von Bahn- und Busverkehrsausschreibungen zu kommen“ und die Ziele, bei den ÖBB Struktur- und Overheadkosten zu reduzieren sowie angekündigte Vorbereitungen auf Bahnliberalisierung und wettbewerbliche Vergabe von Leistungen sind mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Warnung vor Privatisierung
Warnen wir doch seit Jahren im Zusammenhang mit der Bahnliberalisierung, Privatisierung und im speziellen mit Ausschreibungen vor Lohndrückerei und Sozialdumping sowie Angebotsverschlechterungen und steigenden Fahrpreisen. Die Schweiz und Österreich sind derzeit die Bahnfahrernationen schlechthin in Europa. Beide Staaten halten an der Direktvergabe fest und der Erfolg gibt uns recht.
Steuerreform und Maßnahmenfinanzierung
Beim Punkt "Finanzierung der verkehrspolitischen Maßnahmen hinsichtlich der geplanten Steuerreformen", fehlt es an detaillierten Informationen, wie alle diese Maßnahmen entsprechend finanziert werden sollen. Vor allem in Hinblick auf eine CO2-Besteuerung fordern wir hier keine zusätzliche Belastung für ArbeitnehmerInnen.