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Gewerkschaft vida fordert neues Vergaberecht für bessere Arbeitsbedingungen

Hebenstreit: Nicht-Einigung in Regierung bei Novelle wäre „herber Schlag ins Gesicht der Beschäftigten in den Niedriglohnbranchen Reinigung und Bewachung“

„Für Reinigungsdienste und Bewachungspersonal würde das neue Vergaberecht deutliche Verbesserungen mit sich bringen“, fordert Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, die Gesetzesnovelle zum Vergaberecht ein. Bis jetzt sei dazu unter den Regierungsparteien keine Einigung zustande gekommen. „Bleibt diese weiterhin aus, wäre das ein herber Schlag ins Gesicht der Beschäftigten in Niedriglohnbranchen wie Reinigung und Bewachung. Gewerkschaften und Arbeiterkammer haben für bessere Bedingungen für diese Beschäftigten gekämpft.“ Denn erstmals würden für Niedriglohnbranchen  – so wurde es in der Vergaberechtsnovelle vereinbart – auch andere Kriterien als nur der billigste Preis eine Rolle spielen, so Hebenstreit zu einem Bericht in der heutigen Ausgabe des „Standard“.

Soziale Kriterien wie etwa die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen, Qualitätskriterien und ökologische Kriterien über den gesetzlichen Mindeststandard hinaus sollen künftig – neben dem Preis – berücksichtigt werden. „In Ausschreibungen muss künftig zumindest eines dieser preisfremden Kriterien genannt werden“, sagt Hebenstreit.

„Gerade in den Branchen wie Reinigung und Bewachung, wo die Auftragshöhe vor allem durch Personalkosten bestimmt wird, war bislang durch das Bestpreisprinzip der Druck groß, möglichst geringe Löhne zu bezahlen. Unternehmen, die ihre Beschäftigten fair entlohnten, hatten so kaum Chancen auf öffentliche Aufträge. Das neue Vergabegesetz mindert den brutalen Preiskampf“, betont der vida-Vorsitzende.

„Leider ist es am Widerstand der Gegenseite gescheitert. Die öffentlichen Stellen haben sich nicht vollständig zu einem verpflichtenden Bestbieterprinzip bekannt. Aber nachdem wir durchgesetzt haben, dass die Einhaltung von Qualitäts-  und sozialen Kriterien künftig auch vor Gericht angefochten werden kann, sind wir sicher, dass der Preisdruck sinken wird – und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in diesen Branchen entstehen werden“, so Hebenstreit.

Derzeit sind Gebäudereinigung und Bewachung Branchen mit einem sehr geringen Lohnniveau und einer relativ hohen Fluktuationsrate. „Der starke Verdrängungswettbewerb zwischen den Anbietern hat in der Praxis oftmals zu illegalen Praktiken wie unbezahlten Überstunden und illegaler Beschäftigung geführt“, so der vida-Gewerkschafter. „Wir gehen davon aus, dass durch die neuen Kriterien bei der Vergabe die Unternehmen mehr Interesse haben werden, in Aus- und Weiterbildungsangebote ihrer Beschäftigten zu investieren und die gesamte Branche so eine Aufwertung erfahren wird“, ist Hebenstreit optimistisch.

 

 

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Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

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