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Missstände bei SALK-Patientenservice

Gewerkschaft vida und Betriebsrat kritisieren Dienstleister Apleona.

„Die PatientInnen der Salzburger Landeskliniken haben ein Recht darauf, dass sie unter bestmöglichen Aufenthaltsbedingungen versorgt werden. Leider ist dies aktuell nicht immer gegeben. Nachlässiges Handeln der Führung bei Apleona (bis Oktober Bilfinger Ahr Healtcare and Services GmbH) führt dazu, dass es MitarbeiterInnen nahezu unmöglich gemacht wird hygienisch einwandfrei zu arbeiten“, sagt Rudolf Schuchter, vida-Landesvorsitzender. „Obwohl die Missstände der SALK-Führung bekannt sein müssten, wird auch von Seite des Auftraggebers wenig bis nichts zur Verbesserung der Situation unternommen“, kritisiert Schuchter.

Der Gewerkschafter beruft sich auf Dokumente des Arbeitsinspektorats. Durch das nunmehrige Aufzeigen der Missstände sollen die Managements von Apleona und SALK zum Umdenken im Sinne der PatientInnen – aber auch der Apleona-Beschäftigten – bewogen werden. Die betroffene Geschäftssparte wurde zwar im Juni von Bilfinger an den schwedischen Investor EQT verkauft und firmiert seit Oktober unter dem Namen Apleona, die handelnden Personen vor Ort sind jedoch dieselben.

Infrastrukturmängel seit Auslagerung des Patientenservice im Jahr 2013
Ausgangspunkt für die aktuell schwierige Situation ist die Auslagerung des Patientenservice aus den SALK zur damaligen Firma Bilfinger im Jahr 2013. Seitdem erledigen Beschäftigte der nunmehrigen Firma Apleona in immer mehr Abteilungen der SALK alle Tätigkeiten rund um den Patienten. Sie kümmern sich um das Servieren und Abservieren der Verpflegung, bereiten die Betten auf und erledigen Reinigungsarbeiten nahe am Patienten. Der Personalstand entwickelte sich rasant. Waren 2013 noch 70 Personen beschäftigt, so sind es mittlerweile 130, da immer weitere Einheiten ausgegliedert werden.

„Durch den Einsatz von Fremdfirmen soll Geld gespart werden bzw. wollen private Anbieter Gewinne einfahren. Da eine bestimmte Mindestanzahl an Arbeitskräften benötigt wird und folglich bei diesen wenig Einsparungspotenzial besteht, wurde unter anderem an der zur Verfügung gestellten Arbeitskleidung und Spinden gespart. Dies obwohl es sich beim Patientenservice um Tätigkeiten handelt, bei denen auf Hygiene besonders geachtet werden sollte“, erklärt vida-Landessekretär Kajetan Uriach. Er kritisiert, dass es seit Anfang 2014 nicht gelungen sei, ein System einzuführen, wodurch die Hygiene bei der Arbeitskleidung sichergestellt werden kann. „Im März 2014 wurde auf Bestreben einiger Beschäftigter ein Betriebsrat gewählt. Damaliges Ziel war es offene Fragen zwischen Belegschaft und Geschäftsführung auf Augenhöhe zu klären“, erklärt Uriach. Obwohl von der Vorsitzenden Brigitte Obermüller durchwegs konstruktive Vorschläge gekommen seien, habe sich an der Situation wenig bis nichts verändert.

Krankenhauskleidung musste privat gewaschen werden
„Im Jahr 2014 war unser Hauptkritikpunkt, dass die Dienstkleidung privat gereinigt werden musste. Diese Vermischung war aus zwei Gründen bedenklich. Zum einen konnte eine Verunreinigung der privaten Wäsche mit Keimen aus dem Krankenhaus nicht ausgeschlossen werden. Zum anderen konnte nicht sichergestellt werden, dass bei privater Reinigung auch alle Keime abgetötet werden. Dies wäre beispielsweise nicht der Fall gewesen, wenn die Wäsche mit zu niedriger Temperatur gewaschen wird“, erklärt Uriach. Nachdem die Gespräche mit der Geschäftsleitung nicht gefruchtet haben, sei das Arbeitsinspektorat eingeschaltet worden. „Das Arbeitsinspektorat hat damals bestätigt, dass der Arbeitgeber gemäß ArbeitnehmerInnenschutzgesetz für die ausreichende Reinigung der Arbeitskleidung zu sorgen hat“, so Uriach.

Trotz Schützenhilfe vom Arbeitsinspektorat habe es jedoch mehrere Monate gedauert bis mit Februar 2015 endlich ein Wäschekreislaufsystem gestartet wurde. Dieses hat allerdings abermals einen Haken. Da für 129 MitarbeiterInnen nur 45 Spinde zur Verfügung stehen, erfolgt die Lagerung auf den Stationen, wo die Wäsche abermals nicht vor einer möglichen neuerlichen Verunreinigung geschützt ist.

Auflagen des Arbeitsinspektorats werden ignoriert
Besonders erzürnt sind Betriebsrat und Gewerkschaft von der Uneinsichtigkeit des Managements. „Mittlerweile war das Arbeitsinspektorat drei Mal vor Ort. Obwohl das Fehlen persönlicher Spinde jedes Mal kritisiert wurde, wurde an der Situation nichts verbessert. Aufgrund der fehlenden Spinde und weiterer Verfehlungen hat das Arbeitsinspektorat nunmehr Anzeige bei der Gewerbebehörde erstattet. Es scheint so, als ob ein international agierender Konzern mögliche Strafen bereits einkalkuliert hätte“, zeigt sich vida-Sekretär Uriach empört.

Neben fehlenden Spinden und damit verbundenen möglichen Hygienemängeln bei Arbeitskleidung gibt es für den Betriebsrat aktuell noch weitere Tätigkeitsfelder:

Fehlende Aufenthaltsräume
Obwohl den ArbeitnehmerInnen für die Pausen ein geeigneter Aufenthaltsraum zur Verfügung gestellt werden müsste, existiert dieser nicht. Statt ihre Pause zum Ausruhen zu nutzen, müssen die MitarbeiterInnen in den öffentlichen Raum ausweichen.

Arbeitszeitüberschreitungen und fehlende Pausen
Aufgrund von Doppeldiensten kommt es regelmäßig zu Arbeitszeitüberschreitungen. So ist es vorgekommen, dass z. B. von 6.30 bis 18.30 Uhr gearbeitet werden musste. „Da sich die Dienste überschnitten haben, konnte keine Pause eingelegt werden. Besonders dreist war, dass vom Arbeitszeitprogramm trotzdem 30 Minuten als unbezahlte Pause gewertet und in Abzug gebracht wurden“, empört sich Uriach. Zudem könnten oft bei Normaldiensten aufgrund des hohen Arbeitsaufwands keine Pausen eingelegt werden. Auch in diesen Fällen ist es vorgekommen, dass 30 Minuten Pause von der Arbeitszeit abgezogen.

Krankenstand
Die Firma hat in mehreren Fällen bei Krankenstand nicht nach dem Ausfallsprinzip bezahlt, d. h. es wurden nicht die Stunden gut geschrieben, die eigentlich gearbeitet worden wären. Stattdessen haben die MitarbeiterInnen weniger ausbezahlt bekommen.

Urlaub
Im Jahr 2015 wurde bei mehreren MitarbeiterInnen an Tagen, an denen sie ohnehin dienstfrei hatten, Urlaub eingetragen. „Der Dienstgeber wollte Urlaubsrückstellungen offenbar so gering wie möglich halten“, so Uriach.

Mit seinem Appell an die Medien wollen das Betriebsratsteam rund um Brigitte Obermüller und die Gewerkschaft vida die handelnden Personen endlich zum Umdenken bewegen. „Apleona muss endlich ordentliche Arbeitsbedingungen herstellen. Dies kann nur gelingen wenn die SALK-Geschäftsführung endlich genauer hinschaut“, so vida-Landesvorsitzender Schuchter.

SALK soll Auslagerungen zurücknehmen – im Sinne der Salzburger Bevölkerung
„Auslagerungen in Sachen Patientenservice und Reinigung müssen überdacht werden. Sie sind für die SALK zwar möglicherweise billiger, jedoch droht ein Qualitätsverlust. Statt der Auslagerung an Fremdfirmen, die rein gewinnorientiert sind,  wäre eine Auslagerung an eine noch zu gründende Tochterfirma denkbar. Dies hat bei anderen Spitälern gut funktioniert“, stellt Schuchter klar.

Abschließend stellt Gewerkschafter Kajetan Uriach klar: „Nicht das Personal ist schuld an der aktuellen Situation, sondern der Dienstgeber, der nicht für ordentliche Arbeitsbedingungen sorgt!“

 

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Über uns

Der Fachbereich Gebäudemanagement in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der Arbeitnehmer:innen in Gebäudereinigungsfirmen, der Schädlingsbekämpfer:nnen, der Hausbesorger:innen und Hausbetreuer:innen und Beschäftigten aus den Sicherheitsdiensten. Viele Betriebe lagern Dienstleistungen aus den Bereichen Reinigung und Wartung aus. Für die Beschäftigten stellen sich neue, vielfältige Arbeitsgebiete dar. Zu unseren Hauptaufgaben zählen die Verbesserungen der Kollektivverträge und die Erhöhung der jeweiligen Lohnsysteme in den jährlichen Verhandlungen. Da Ist-Löhne in diesem Wirtschaftsbereich keine Rolle spielen, sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besonders auf erfolgreiche Verhandlungen der Gewerkschaft angewiesen.

Fachbereichsvorsitzende: Gernot Kopp
Fachbereichssekretärin: Ursula Woditschka