Vorarlberg

ÖBB-Sicherheitspaket hinterlässt bei Gewerkschaft „bitteren Nachgeschmack“

vida-Tauchner: Sicherheitsdiskussion im Unternehmen kann nicht nur aus Schuldzuweisungen an die Beschäftigten bestehen.

Wir sind erfreut, dass unsere Kritik wegen der Unfallserie auf Österreichs Schienen beim ÖBB-Management Gehör gefunden und einen weitreichenden Diskussionsprozess über Maßnahmen zur Hebung der Bahnsicherheit und zur Verbesserung der Ausbildung angestoßen hat“, so Gerhard Tauchner, Sprecher der Plattform Lokfahrdienst in der Gewerkschaft vida, zum jüngst von den ÖBB angekündigten Sicherheitspaket. „Die Angelegenheit hinterlässt aber einen bitteren Nachgeschmack. Denn die Neuaufstellung der Sicherheitsstrukturen im Konzern darf nicht hauptsächlich aus Schuldzuweisungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestehen. Das haben sich die dienstanweisungsgebundenen und engagierten Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die rund um die Uhr sicherheitsrelevante Tätigkeiten durchführen, nicht verdient. Man kann ihnen seitens der Unternehmensführung nicht einfach pauschal und wörtlich Schlamperei vorwerfen. Das weise ich entschieden zurück“, kritisiert Tauchner.

Der vida-Gewerkschafter weist auch Aussagen der ÖBB, wonach die hauseigenen technischen Ausrüstungen „State of the art“ sein sollen, zurück. „Die Unfälle in letzter Zeit im Bereich des ÖBB-Personenverkehrs hätten nämlich mit einer technischen Ausrüstung, die dem tatsächlichen heutigen ‚State of the art‘ entsprochen hätte, verhindert werden können. Wäre, wie in den Raum gestellt, das Hauptaugenmerk tatsächlich schon viel früher auf den Ausbau der Technik gelegt worden, hätte diese Technik beispielsweise die beiden Unfälle in Kritzendorf und Niklasdorf mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern können“, stellt Tauchner fest.

Ob für die aktuellen Sicherheitsmängel der Einsatz eines zusätzlichen CEO „der Weisheit letzter Schluss“ sei, zweifelt Tauchner an. Die Ursachen für die Sicherheitsmängel ortet der Gewerkschafter vielmehr in Mängeln der Vergangenheit. Beispielsweise sei die LokführerInnenausbildung in den letzten 30 Jahren schrittweise von 27 auf neun Monate verkürzt worden, sowie die früher übliche technische Ausbildung als Grundvoraussetzung gestrichen worden.

Zudem führt Tauchner als Ursache die ÖBB-Zerteilung in einzelne Unternehmen im Jahr 2003 an. „Es ist jetzt nicht mehr möglich, die ersten Schritte als Lokführer im Verschub zu erlernen. Die Teilung des Unternehmens hat dazu geführt, dass nach der Ausbildung sofort auf der Strecke gefahren werden muss. Zudem haben Einsparungen im Verschubbereich dazu geführt, dass Beschäftigte in kürzester Zeit ohne ausreichende Praxiserfahrung die Verantwortung eines Verschubleiters wahrnehmen müssen“, so der vida-Gewerkschafter. 

„Das und noch viel mehr hat dazu geführt, dass unsere Kolleginnen und Kollegen im Dienst verunsichert und überfordert werden. Auch die Überfrachtung mit Digitalisierung und elektronischen Geräten in den Lokomotiven, die Übernahme von zusätzlichen Tätigkeiten, die ursprünglich Aufgabe des eingesparten Zugbegleitpersonals waren, haben das ihrige beigetragen“, ergänzt Tauchner.

„Jetzt den Personalchef einer Sub-GmbH, der immer unter den Anweisungen der Personenverkehrs AG und der RCA AG agieren musste, zum Bauernopfer zu machen, schießt am eigentlichen Ziel vorbei. Auch die Maßnahme, Führungskräfte in der Fläche, sämtlicher Führungsmöglichkeiten zu entheben, sehe ich eher als Zeichen von Ratlosigkeit“, sagt Tauchner.

Parallel dazu eine Totalüberwachung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen sowieso schon jedes dienstliche Gespräch aufgezeichnet werde, zu fordern, stellt wahrlich keine vertrauensbildende Maßnahme zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten dar: „Längst brodelt es unter den Lokführerinnen und Lokführern schon zu sehr. Ich befürchte, das wird nur weiteren Zündstoff für die österreichische Lokführerkonferenz der Gewerkschaft vida, die am kommenden 3. Mai in Wien stattfinden wird, liefern“, ruft Tauchner das Management zum Überdenken der laufenden Sicherheitsdiskussion und zur gemeinsamen Entwicklung von Lösungen auch in Sinne der MitarbeiterInnen auf.  

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Organisation / AbteilungLandessekretariat Vorarlberg AdresseWidnau 2
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FunktionLandesgeschäftsführer

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