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vida zu Arbeitsmarktdaten: ArbeitnehmerInnen bereits flexibel genug

Hebenstreit: 12-Stundentag-VerfechterInnen sollen auch Kosten für vermehrte Gesundheitsschäden durch Flexibilisierung übernehmen.

„Die erfreuliche Entwicklung der Arbeitsmarktdaten zeigt, die österreichischen ArbeitnehmerInnen arbeiten bereits jetzt flexibel genug“, stellt Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida zum Rückgang der Arbeitslosigkeit im März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fest. „Österreich ist bereits konkurrenzfähig. Mit dieser positiven Entwicklung werden auch jene in die Schranken gewiesen, die Österreich permanent als abgesandelten Standort schlecht reden wollen, um die ArbeitnehmerInnen mit weiteren Flexibilisierungen wie den 12-Stundenarbeitstag inklusive Lohnraub zusätzlich belasten zu können“, kritisiert Hebenstreit und fügt hinzu, dass laut AMS-Prognosen bis zum Herbst weitere Verbesserungen der Arbeitsmarktdaten zu erwarten seien.

Österreichische ArbeitnehmerInnen liegen mit 41,5 Arbeitsstunden pro Woche im europäischen Ranking nur hinter Großbritannien und Zypern. Zudem werde eine große Anzahl an Mehr- und Überstunden (2015 waren es 253 Millionen Stunden) geleistet, so der vida-Gewerkschafter weiter. Ausgehend davon, dass die überwiegende Zahl der Überstunden innerhalb des gesetzlichen Rahmens geleistet wird, sei angesichts der aktuellen Flexibilisierungsforderungen der Wirtschaft (10 Stunden tägliche Normalarbeitszeit, 12 Stunden tägliche Höchstarbeitszeit, 60 Stunden Wochenarbeitszeit und zwei Jahre Durchrechnungszeitraum) zu befürchten, dass dadurch Überstundenzuschläge entfallen könnten. „1,5 Milliarden Euro stehen damit für die ArbeitnehmerInnen in Österreich auf dem Spiel“, warnt Hebenstreit.

Studien würden belegen, mehr Flexibilität setze die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen aufs Spiel.  Es würde versucht, diese Warnungen häufig mit Argumenten wie dem Wunsch nach mehr Eigenverantwortung zu zerreden oder mit einer angeblichen Überregulierung von Arbeitszeiten lächerlich zu machen. “Aber gerade der gesundheitliche Aspekt darf für die Zukunft der Arbeitswelt keinesfalls außer Acht gelassen werden“, appelliert der Gewerkschafter.

Die entscheidende Frage ist, werden wir unsere Arbeit ein Leben lang gesund ausüben können oder wird ein Großteil der Menschen am Ende des Lebens wegen Krankheit und vorzeitiger Arbeitsunfähigkeit auf Sozialleistungen angewiesen sein? Eine Entscheidung für ‚gute Arbeit‘ betrifft nicht nur ArbeitnehmerInnen oder Betriebe, sondern die gesamte Gesellschaft und den Sozialstaat“, betont Hebenstreit: „Ein Unternehmen erspart sich durch Flexibilisierung kurzfristig Geld und die Allgemeinheit soll dann die Folgekosten der Dauerschäden tragen? Wer das in Kauf nehmen will, sollte auch zur Übernahme der Folgekosten bereit sein.“